Peter Unfried: Tor für Deutschland
■ Während die Nicole 4-3-1-2 erklärt, denkt Britt-Pitt an Miss Sharon Stone und Posh
Der Pitt trinkt ein paar Bier mit Nicole in der Em-Halle. Das ist ein Satz, der mich fasziniert. Pitt. Trinken. (Paar) Bier. Em-Halle.
Äh. Erlauben Sie zunächst mal, daß ich mir vorstell': Schmitt. Pitt Schmitt. Genannt: Britt-Pitt. Journalist.
– ? –
Na gut. Sportjournalist. Aber Champions League.
Also. Em-Halle. Nicole flüstert mir ins Ohr: (Nicole ist nur ein Name, es könnte auch Bridget sein.)
Und falls jetzt jemand hofft, er kriege jetzt hier mal so eine Befriedigung der doch eher niederen Instinkte, wird er böse enttäuscht/oder auch nicht/oder er kriegt's, wie er's will und ist hinterher gerade deshalb enttäuscht. (Obwohl Britt natürlich schon das eine oder andere Tor für Deutschland gemacht hat.)
Nicole kommt aber zwar aus einem Loft in Mitte, ich will aber nicht riskieren, daß sie mir mit ihren Fingern mein teures Gel verfettet. Um die Wahrheit zu sagen: Nicole ist nicht Champions League. Da interessieren mich Claudia Ippen oder Silke Fink mehr. Und Olaf Thon viel mehr. Nicole ist mehr so was Kumpeliges. (Jedenfalls, solange ich nicht mehr als vier Biere habe.)
(Okay, drei.)
(Okay, zwei.)
(Okay, nevermind.)
Damit das mit den Klammern aufhört, rede ich jetzt mal los. Vom Leben in der Champions League und wie alles so läuft in diesem knallharten Geschäft. Ist doch interessant fürs Mädel.
Nicole will was sagen. Schon? Na gut. Sie sagt: „Das Semifinale der Champions League ist ein Rennen zwischen vier Ferraris.“
„Vier Ferraris“, frage ich gedehnt (und überlege schnell). Juve? Fiat. Bayern? Opel. Man United? Brummbrumm. Aber?
Pitt überlegen lächelnd: „Soll das etwa heißen, Nikkipikki, Dynamo Kiew sei auch ein Ferrari?“
Nikkipikki (bescheiden): „Einer, dessen Teile zu Hause in der Garage selbstgebastelt und selbst zusammengeschraubt sind.“
Verdammte Hacke. Warum komme ich nicht auf so eine göttliche Metapher?
Das ist so ein seltener Moment, wo Britt wünschte, Pitt wäre nicht Champion bei der *Name von der Redaktion geändert, sondern Herausgeber; sagen wir vom San Francisco Examiner. Dann müßte Britt nicht mit Nicole ausgehen, sondern wäre mit Sharon Stone verheiratet.
– ? –
Irgendwie fürchte ich, Nicole kann Gedanken lesen. Denn jetzt redet sie plötzlich vom Biberpelz.
Ich, Pitt oder Britt, so wie ich mich hier vorstelle, kenne natürlich nur Ralf Hauptmann (1. FC Köln), und den eigentlich auch nicht (ist ja 2. Liga!). Aber ich kenne das System von Juve.
„4-4-1-1“, sage ich.
Aber Nicole erklärt mir, wie sich Zidanes Job ändert, wenn das 4-4-1-1 zum 4-3-1-2 wird, je nach dem, ob Inzaghi am Mittwoch vorne allein ist oder nicht.
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wovon die redet. So was kommt ja am Fernseher auch so gut wie gar nicht rüber.
Ich hätte sie nicht Nicole nennen sollen. Sondern, sagen wir, Bridget. Dann würde sie nicht so schlau daherreden.
Nein. Bridget würde flüstern (oder sogar lüstern wüstern):
Da bei dir brennt noch Licht.
Und Britt-Pitt: Und von hier da kann isch.
So aber sagt Nicole zu mir: Stell dir vor, Bee Pee.
Äh, was'n?
Stell dir vor, nur ein Prozent der Deutschen hält Heinemann für den besten Bundespräsidentendarsteller aller Zeiten.
– ? –
Gott sei dank kommen die Nudeln. Wenig. Immerhin teuer.
*
Um ehrlich zu sein: Ein trostloser Abend. Ich habe mir völlig umsonst das Pupsen verkniffen. Mein Moby klingelte kein einziges Mal. Wenn ich Ihnen sage, daß ich mir vorkam wie Schafstall im Osten, wissen Sie, wie trostlos alles gewesen sein muß. Aber: Wer hat sich die Scheiße denn ausgedacht? Bin ja selbst schuld. Morgen gehe ich mit Bridget aus. Oder am besten gleich mit Posh.
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