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Peter UnfriedTor für Deutschland

■ Andy Cole, Andy Cole, Andy Andy Cole, Andy Cole, Andy Cole, Andy Andy Cole

Zu dem Popsänger Billy Joel (50, „My life“) kann man stehen, wie man will. Als er jedenfalls einst durch die nachglasnostige UdSSR touren durfte, sprach er den Satz: „A song's been going around and around in my head since I came here.“ (Der Song war natürlich „The times they are a-changing“, und seine Interpretation ließ bereits nichts Gutes ahnen.)

Jedenfalls schwirrt durch den Kopf eines dem Kolumnisten bekannten Menschen auch ein Song – und das ziemlich genau seit vergangener Mittwochnacht. Es ist der „Andy Cole-Song“, und der geht so:

„Andy Cole, Andy Cole, Andy Andy Cole.

When he gets the ball, he scores the goal,

Andy Andy Cole.“

Morgens, sobald er aufwacht, bis zum Einschlafen und darüber hinaus: Der ganze Kopf ist voller Andy Cole. Die Andy-Cole-Melodie ist übrigens von Boney M.s „Hooray, hooray, ist's a holi-holiday“ entlehnt. Es wird jeder verstehen, daß das den armen Kerl total kirre macht.

Das Seltsame: Andy Cole Andy Cole, Andy Cole hat kein Tor geschossen. Andy Cole Andy Andy Cole kriegte eigentlich nicht mal einen Ball. Der Gewinn der Champions League von Andy Andy Cole Manchester United wurde erst Andy Cole, Andy Cole möglich, als man Andy Cole ausgewechselt hatte. Und Solskjaer „oder so ähnlich heißt der“ (Beckenbauer) ein-.

Die Frage, die sich dieser Mensch – nennen wir ihn malPeter – stellt, ist natürlich:

Warum?

Was hat der Andy Cole, Andy Cole, Fußball-Gott gegen ihn, daß er ihn Andy Andy Cole so bestraft?

Und dann ist da dieser furchtbare Verdacht. Wird er jetzt Andy Andy Cole so grausam gequält, weil er Andy Cole, Andy Cole sich in der Mittwochnacht so grenzenlos der streng verbotenen Andy Andy Cole Freude Andy Cole, Andy Cole hingegeben hat?

*N*

Song des Monats: „Glory, Glory, Man United“ (... and the Reds are marching on)

Wein des Monats:Castillo Perelada '97 (rot). Beckenbauer trank ihn in der Nacht von Barcelona.

*N*

Hans Nieswandts Album „Lazer Muzik“ handelt möglicherweise bloß von dem „alten Traum intellektueller Herumtreiber“, d. i. die Disco „nicht nur als dionysischer, sondern auch als diskursiver Ort“. So ahnt das die Zeit. Auf Nachfrage beim Kritiker wird man erfahren, daß der Titel „It's not over (The Ballad of David Beckham)“ natürlich nichts mit Fußball zu tun habe. Der Künstler, DJ und ehemaliger Spex-Redakteur konnte dazu nicht befragt werden, weil er gestern in Barcelona (sic!) weilte.

Dennoch: „It's not over“! Hätte man die Ballade von David Beckham prägnanter in drei Worte fassen können? Für den Fußballprofi von Manchester United schien nach dem WM-Platzverweis von St. Etienne vergangenen Sommer doch alles vorbei, und nun die Nacht von Barcelona ... große Gefühle, äh Pop. Aber bevor hier jemand völlig abhebt, lieber konkrete Textexegese.

„Cause you (-» Victoria Posh Spice Adams) and me (-» Becks) got nothing to hide (-» Anspielung auf das Superstartum, das das Paar eigentlich zu einem privaten Leben hinter Mauern zwingt) especially now time's on our side“ (-» Anspielung auf den Altersunterschied zwischen den Spice Girls und den Rolling Stones und den Fakt, daß Beckham gerade erst 24 ist.)

Besonders gut kommt es, wenn man das Lied voll aufdreht, während man ohne Ton den Frankfurter Fußballtrainer Jörg Berger sprechen sieht (Das Hirn ruft dann automatisch die bekannten Sätze ab.). Das ist so schön, daß man sogar für einen kurzen Moment alles andere vergißt. Dann aber ist der Song zu Ende. Und das Grauen Andy Cole, Andy Cole summt Andy Andy Cole wieder los.

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