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Archiv-Artikel

Passage Bremen

Stefan Lehnert und seine Firma Foiltec sind weltweit gefragt, wenn es um die Überdachung von Hallen, Fußgängerzonen und Einkaufszentren geht. Nur in Bremen bisher nicht

Das DomAquaree im Zentrum von Berlin ist eines der Immobilien-Projekte, die die Foiltec-Kompetenz genutzt haben. Im Jahr 2006 fand hier das „Festival oflights“statt.Im vergangenen November hat die Firma Foiltec, gegründet vor 25 Jahren von dem Wirtschaftsingenieur und Hobby-Segler Stefan Lehnert und dem gelernten Bootsbauer Reinhard Schmidt, in Lesum ihr Firmenjubiläum gefeiert. Heute verfügt Foiltec weltweit über ein Netz von 15 Verkaufsbüros. Foto: Vector Foiltec GmbH

Interview Klaus Wolschner

Herr Lehnert, Bremen sucht touristische Attraktionen, die Innenstadt hat zu kämpfen mit der Attraktivität Oldenburgs und der Konkurrenz der Einkaufszentren mit Parkplatz und Autobahn-Anschluss – warum überdachen Sie nicht einfach die ganze Innenstadt mit Ihrer Plastik-Folie?

Stefan Lehnert: Wir machen so was in vielen anderen Städten der Welt. In Griechenland haben wir anlässlich der letzten Olympiade schon eine große Fußgängerzone überdacht. Wir sind momentan dabei, für die Stadt San Antonio in Amerika ein Konzept für 30.000 Quadratmeter Fußgängerzonen-Überdachung im Innenstadtbereich zu entwickeln. Ich bin gerade in Singapur, da ist so was vor fünf Jahren gemacht worden mit einem Riesenerfolg, weil dadurch das Straßenleben hervorragend belebt wird.

Sind das Folien, die nach einigen Jahren entsorgt werden müssen?

Unsere Folie ist ein dauerhaftes Produkt. Unsere Investitionsprojekte werden auf 30,40 Jahre abgeschrieben.

Wäre nicht in Bremen der Wind viel zu stark?

Ein Teil unserer Spezialität ist die Verbindung zwischen den langlebigen, aber sehr empfindlichen Folien und den festen Baukörpern aus Beton, Stahl oder Aluminium, die die Folien halten. Also zwei Lagen Folien, die man am Rande luftdicht zusammenschweißt. In die Kammer bläst man Luft hinein, die bildet ein strammes Kissen. Der Luftdruck verhindert, dass die Folien im Wind schlagen.

Und wenn Schnee darauf fällt?

Wir legen unsere Dächer immer nach den örtlichen Schneelasten aus. Wir bauen gerade ein Dach in Kasachstan, da sind die Schneelasten vier Mal so groß wie in Bremen. In dieser Woche ist die Schwimmhalle der Stadt Peking übergeben worden, die wir überdacht haben. Diese Halle ist auf die Schneelasten ausgelegt, die man auch für ein Projekt in Bremen annehmen müsste.

Haben Sie mal eine Anfrage vom Weser Stadion bekommen?

Wir haben zusammen mit einem Bremer Architekten vor fünf Jahren ein Konzept vorgelegt, eine Arbeitsstudie, wie man auch das Spielfeld überdachen könnte. Aber der Eigentümer wollte das nicht. Stadien sind ein großes Thema für uns, wir haben weltweit derzeit vier in der Planung.

Beim Café Alex auf dem Domshof finden Passanten bei dem Bremer Regenwetter Schutz, es ist im Herbst fast ein offener Wintergarten und auf dem Dach kann man im Sommer auch bei Regen im Freien Cappuccino trinken.

Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man Innenstadtbereiche attraktivieren kann. Mit Folien hätte man das deutlich preiswerter machen können, auch größere Flächen. Die Nutzungsfläche beim Alex ist ja relativ klein.

In der Obernstraße hat es den Einwand gegeben, dass bei einer festen Überdachung die Feuerwehr keine Leiter mehr ausfahren könnte.

Bei solchen Projekten ist der Feuerschutz immer ein wesentliches Thema, vor allem, wenn man vorhandene Fußgängerzonen überdachen will. Da gibt es verschiedene Ansätze, je nach Lage der Immobilien.

Brennt Ihre Folie?

Die Folien sind schwer entflammbar.

Silvester würden die überleben?

Wenn sie unter einem Foliendach eine Rakete hochschießen, kann es einen Schaden geben. Aber das kann man leicht reparieren.

Sie bauen auch Folien, die man zurückschieben kann.

Wir bauen auch bewegliche Dächer, die sind aber wegen der Tragwerke teurer.

Und wie reinigt man die Folien?

Solange es Regen gibt, sind die Folien von außen selbstreinigend. Man kennt ja den Teflon-Bratpfannen-Effekt. Das Material ist quasi das Gleiche. Solange man Regen hat, wäscht jede Art von Verschmutzung ab.

Sie haben gerade die Olympia-Schwimmhalle in Peking mit 100.000 Quadratmetern Folie überdacht. Was ist Ihr größtes Werk in Europa?

Das Eden in Cornwall, ein 30.000 Quadratmeter großes Schaugewächshaus, das wir im Jahre 2000 gebaut haben. Das ist in England eine der meist besuchen Freizeitanlagen. Die Mall in Southampton hat 345 Quadratmeter, das war ein Projekt von 2006.

Aus welchem Stoff werden die Folien gemacht?

Aus ETFE, Ethylen-Tretra-Fluor-Ethylen. Jeder kennt Teflon. Das hat ähnliche mechanische und chemische Eigenschaften.

Das kann man in einem normalen Chemie-Labor herstellen?

Die Herstellungsprozesse sind nicht so ganz einfach, es gibt weltweit fünf Hersteller.

Wo finden diese Folien im privaten Bereich ihre Anwendung? Wenn ich zum Beispiel anstelle eines starren Glas-Wintergartens eine Folienlösung haben will, die ich im Sommer mühelos beiseite schieben kann – können Sie mir so etwas bauen?

Mein eigener Wintergarten ist aus Glas. Die Folie ist vor allem bei Flächen ab 100 oder 200 Quadratmeter wirtschaftlich. Ein Wintergarten wäre zu teuer. Da gibt es im Glasbereich gut durchdachte Konstruktionen.

Was würde ein Stadiondach kosten?

Das National Swimming-Center hier in Peking hat ein Auftragsvolumen von 25 Millionen Dollar, das würde in Deutschland vielleicht 30 oder 35 Millionen Euro kosten. Dazu kommt die Unterkonstruktion.