: Parzellen zu Lofts
STADTENTWICKLUNG Die Bremer Kleingärtner fürchten um ihre Lauben auf dem Stadtwerder. Die Baubehörde beruhigt, kennt aber auch keine Tabus
Thomas Lecke-Lopatta, Stadtplaner beim Bausenator
von Eiken Bruhn
Keine weitere Bebauung des Stadtwerders fordert jetzt der Landesverband der Gartenfreunde Bremen in einem Brief an die Baubehörde. Die Kleingärtner befürchten, dass die Stadt – über das Gelände um den ehemaligen Wasserturm hinaus – auch Häuser in Parzellengebieten errichten lassen will.
Wegen der großen Nachfrage nach innerstädtischem Wohnraum sowie der ökologischen und ökonomischen Notwendigkeit, der Zersiedlung des ländlichen Raums entgegen zu wirken, müsse man darüber diskutieren, weitere Flächen in der Innenstadt als Bauland auszuschreiben, bestätigte gestern Thomas Lecke-Lopatta, Stadtplaner beim Bausenator. Schließlich gebe es nach Jahrzehnten des Ausblutens der Kernstadt eine positive Entwicklung. Während der Stadtrand nach wie vor Einwohner verliere, zögen in die innersten Stadtteile mehr Menschen hinzu als welche abwandern.
Die Statistiken zeigen außerdem, dass das Bevölkerungsplus durch diejenigen Neubremer zustande kommt, die aus allen Teilen Deutschlands stammen – und nicht dem Bremer Umland. „Das sind die gut Ausgebildeten, die gezielt in die Stadt ziehen, die ein urbanes Umfeld wollen“, sagt Lecke-Lopatta. „Für die brauchen wir Platz.“
So etwas hören die 15.000 Bremer Kleingärtner gar nicht gerne. Immer wieder haben sie in der Vergangenheit Lauben aufgeben müssen, für Wohnhäuser am Weidedamm, für Mercedes, für die Flughafen-City und ein kleines Stückchen für den Technologiepark, das dann im Nachhinein doch nicht so dringend gebraucht wurde, wie der Geschäftsführer des Landesverbands, Dietmar Klepatz, kritisiert.
Er räumt ein, dass es wegen der demografischen Entwicklung immer noch mehr Kleingärten in Bremen gibt als Menschen, die sie bewirtschaften wollen. „In einigen Vereinen stehen bis zu 20 Prozent leer“, sagt Klepatz. Dies betreffe aber vor allem den Bremer Westen. Auf dem Stadtwerder mit seinen über 2.500 Kleingärtnern hingegen gebe es Wartelisten für Neu-Parzellisten. Ausgerechnet dort zu bauen, hält er für kontraproduktiv. Schließlich würde die große Erholungsfläche mitten in der Stadt deren Attraktivität erhöhen – und mit seinem Baumbestand zur Verbesserung des Klimas beitragen.
Stadtplaner Lecke-Lopatta würde dem überhaupt nicht widersprechen. Im Gegenteil, er sieht es genau so. Für tabu hält er den Stadtwerder jedoch nicht. Für denkbar hält er eine Bebauung auf dem aufgeschütteten Teil direkt im Anschluss an das ehemalige swb-Gelände um die „umgedrehte Kommode“. Dies sei aber nur ein „Bruchteil“ der gesamten Fläche, sagt er. Und: „Niemand will den ganzen Stadtwerder platt machen.“
Dafür glaubt er, dass sich dessen Qualität als Naherholungsgebiet durchaus noch verbessern ließe, indem sich beispielsweise die Rudervereine entlang der Weser stärker für Nichtmitglieder öffnen würden.
Als „sehr unwahrscheinlich“ bezeichnete Lecke-Lopatta die Möglichkeit, dass in absehbarer Zeit weitere Kleingärten dem Technologiepark geopfert würden. Zum einen gebe es dafür derzeit keinen Bedarf, zum anderen seien diese zu wichtig für die Bewohner der Blocksiedlungen entlang der H.H.-Meier-Allee.