Urlaub zu Hause

Weil sich immer weniger Familien einen Urlaub leisten können, boomen kommunale Ferienprogramme

Bei den Ferienspielen in den nordrhein-westfälischen Städten macht sich ein deutlicher Nachfrage-Schub bemerkbar. Obwohl Plätze aufgestockt wurden, waren vor allem günstige Angebote schnell weg. Bei Ebbe in der Familienkasse seien die Ferienspiele häufig ein Urlaubsersatz, stellten die Jugendämter bei einer Umfrage der Deutschen Presseagentur fest. Trotz der hohen Nachfrage geht kaum ein Kind leer aus. Wer bei der Stadt keinen Platz ergattert, weicht auf Angebote freier Träger aus.

Obwohl Düsseldorf die Zahl der Plätze um 200 auf 2.700 aufgestockt hat, ist das Angebot kurz vor den Schulferien fast ausgebucht. Drei Wochen kosten 90 Euro, Arbeitslosengeld II-Empfänger zahlen 50 Euro. Das Kindervergnügen, das auch in Oster- und Herbstferien angeboten wird, lässt sich die Stadt insgesamt über 800.000 Euro kosten. „So können Familien mit geringem Einkommen, die auf gemeinsamen Urlaub verzichten müssen, wenigsten ihren Kindern Ferienspaß bieten“, sagte Annemarie Wotschke von der Stadt Düsseldorf.

„Wir halten immer mehr Angebote mit Sicht auf Berufstätige, allein Erziehende und Familien vor, die sich einen Urlaub nicht leisten können“, sagt Edda Haupt vom Jugendamt Essen. Die Veranstaltungen für ein oder zwei Euro pro Tag einschließlich Essen waren sofort überbucht, erklärt Haupt. Die Nachfrage für das Angebot für 7,50 Euro pro Tag laufe dagegen nur schleppend.

Die Stadt Gelsenkirchen öffnet ihre zehn Jugendheime in den ersten drei Ferienwochen. Die Teilnahme an dem Angebot muss für die gesamten drei Wochen gebucht werden. In Stadtteilen mit „sozial schwächerer Struktur“ ist die Nachfrage nach Angaben der Stadt größer.

In Bonn gibt es besonders bei Stadtranderholungen eine deutlich höhere Nachfrage, die auch schon seit Jahren anzieht. Das Angebot wurde durch Erhöhung der Platzzahl erweitert. Nach Einschätzung des Jugendamtes spiele auch eine Rolle, dass Eltern nicht mehr so oft in einen längeren Urlaub fahren könnten oder überhaupt nicht urlaubten. Außerdem hätten nur die wenigsten Eltern wie ihre Kinder sechs Wochen frei. Deshalb seien auch Ganztagesveranstaltungen und Tagesausflüge sehr gefragt.

Über 1.000 Kinder wollten in Aachen an den städtischen Ferienspielen teilnehmen, bei rund 700 verfügbaren Plätzen. „Die Zahl der Anmeldungen ist in diesem Jahr besonders hoch. Ich hatte nicht mit so vielen Kinder gerechnet“, sagte der zuständige Mann beim Jugendamt, Harald Vonhoegen. Er vermutet, dass die Familien weniger Geld haben, um in Urlaub zu fahren. Das Halbtagsangebot kostet pro Tag 50 Cent. dpa