Parteien ringen um die neue Schulstruktur : Elternwille stört nur
Es ist zehn, fünfzehn Jahre her, da galt in der Schulpolitik „Vielfalt“ als ein Markenzeichen. Schulen sollten verschiedene Wege ausprobieren, „Schulautonomie“ stand sogar im Schulgesetz ganz oben. Der Wind weht heute von der anderen Seite: Vielfalt ist blöd, da sind sich alle einig.
Kommentar von KLAUS WOLSCHNER
Wobei keiner der bremischen Schulexperten eine seriöse Bilanz gezogen hat über das eine oder andere schulpolitische Experiment. Auch bei der nicht genehmigten Schule am Körnerwall hat sich die Behörde sich zwar die weitere Schullaufbahn der Absolventen genau angeguckt – aber ihr Fazit nicht offen gelegt. (Ganz schlecht kann das nicht ausgefallen sein.)
Nun soll also wieder alles einheitlich werden. Wenn man nachfragt, wie die Schulstruktur konkret aussehen soll, dann gibt es aber keine Antwort. Oder eben viele, die der alten Vielfalt entsprechend. Auch zwischen den Positionen der SPD und den Grünen liegen Welten, wenn man genau hinguckt. Niemand, das fällt auf, bezieht sich bei seinem Modell für die Zukunft auf die positive Erfahrung einer Schule, die in Bremen erprobt wurde.
Nun sagen die Grünen laut, was andere Parteien nur denken: Alles wird noch komplizierter, weil die Eltern auch noch mitreden wollen und mit ihrer Schulwahl sogar mitentscheiden.
Aber Demokratie ist nur anstrengend, wenn die Politik nicht überzeugend ist. Was nützt das schönste Schulmodell, wenn die Eltern ihre Kinder lieber woanders anmelden?