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Nominierte 2007

Panter Preis 2007 Was danach geschah

Monika Bitter erhielt den Jurypreis 2007 Bild: Jonas Maron

Monika Bitter

Noch keine zwei Jahre ist es her, dass Monika Bitter einen Panter-Preis verliehen bekam – als Berufswahlpatin, die Hauptschülern der Ransbacher Erich-Kästner-Regionalschule hilft, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch sich nur auf ein einiges Engagement zu konzentrieren, das wäre nicht die Sache von Monika Bitter. Inzwischen hilft sie als Jugendpflegerin in Ransbach auch den Jugendlichen, die bereits aus dem Schulsystem herausgeflogen sind. “Ich gerate hier nicht gerade an die Elite. Die haben es noch schwerer als die von der Erich-Kästner-Schule”, sagt Bitter. Doch auch hier nutzt sie ihre Kontakte zu Arbeitgebern, um ihren Schützlingen einen Job zu verschaffen. “Es ist schon eine ganze Menge, die Jungs erstmal aufzufangen”, sagt sie.

Und damit nicht genug: Anfang April öffneten Bitter und ihre Mitstreiter das Ransbacher “Haus für Jedermann”, eine Tagespflege-Haus für physisch und psychisch Kranke. Demente sollen hier ebenso Zerstreuung und Zuwendung finden wie Aidskranke. Motivation hierfür waren Bitters Erfahrungen mit der Pflege ihrer demenzkranken Schwiegermutter. Doch statt zu Meckern krempelte sie die Ärmel hoch. “Wenn alle nur die Füße hochlegen, wird unsere Gesellschaft sich nicht verändern”, sagt sie.

Vom Panter-Preisgeld hat Bitter nichts für sich behalten, alles ging an die Berufspaten von der Kästner-Schule. Ein paar Plakate wurden davon gedruckt, ein paar Bücher angeschafft. Und ein größerer Teil liegt noch auf dem Konto und wartet auf größere Anschaffungen. Was genau geplant ist, weiss Bitter nicht. Sie hat sich vom Berufswahlpaten-Projekt an der Kästner-Schule etwas zurückgezogen, arbeitet nur noch von zu Hause aus mit. Aus persönlichen Gründen, die mit dem Projekt nichts zu tun haben, wie sie deutlich betont. Weiterhin betreut sie ein junges Mädchen auf dem Weg, eine Ausbildungsstelle als Bäckerin zu bekommen. Und verspricht, dass in den nächsten Jahren weitere Berufspatenkinder folgen werden. “Ich habe diese Arbeit immer mit viel Liebe gemacht”, sagt Bitter. “Und die Jugendlichen brauchen das einfach.”

Phillipp Gliesing und Sebastian Klauder

INTERVIEW mit Sebastian Klauder, 2008:

Vor einem Jahr wurden Sie und Phillipp Gliesing zum „Helden des Alltags 2007“ gewählt. Wofür?

Das „Aktionsbündnis Courage“, kurz ABC, haben wir 2005 nach dem bis dato größten Neonazi-Konzert in Pößneck, Thüringen, gegründet. Wir wollten verhindern, dass in unserem Kulturhaus ein Schulungszentrum der Neonazis entsteht, und gemeinsam Strategien gegen das rechte Problem im Ort entwickeln. Innerhalb des ersten Jahres haben wir 13 Projekte durchgeführt, von der einfachen Aufklärung über rechtsextreme Symbole bis hin zu Großveranstaltungen mit Aussteigern aus der rechten Szene. Inzwischen gibt es ein Netzwerk und ein Büro, das uns die Sparkasse von Pößneck zur Verfügung gestellt hat.

Wie kam es eigentlich zu der Nominierung? Sind Sie selbst taz-Leser?

Wir wurden wohl vorgeschlagen. Durch die Berichterstattung der taz über das Kulturzentrum kam es zu einem ersten Interview. Kurze Zeit später bekamen wir dann die Nachricht unserer Nominierung, mit der wir nicht im Geringsten gerechnet hatten. Die taz lese ich, weil sie ein vorbildliches Medium für die Aufklärung über Rechtsextremismus in Deutschland ist.

Was haben Sie mit dem Preisgeld von 5.000 Euro gemacht?

Der Großteil des Betrages floss in die Projekte und die alltägliche Arbeit unserer Initiative. Unsere ehrenamtliche Arbeit hatte und hat aber auch persönliche Entbehrungen zur Folge. Deshalb haben wir mit der Erlaubnis aller Mitglieder etwas Geld für uns behalten.

Zum Gewinn des Panter Preises gehört auch, dass eine breite Öffentlichkeit von den guten Taten erfährt. Haben Sie in Pößneck davon etwas gespürt?

Die Lokalpresse hat über die Preisverleihung umfassend berichtet, und wir werden bis heute immer wieder auf den Panter Preis angesprochen. Auch die lokale rechte Szene ließ die Verleihung nicht unkommentiert – in unserem Gästebuch der Internetseite und auch auf der Straße. Aber die vielen freundlichen Grußkarten und die zum Teil persönlichen Geschenke aus ganz Deutschland haben uns dies schnell belächeln lassen.