Palästinenser: Waffenhilfe für Mahmud Abbas ist wenig hilfreich : Todeskuss für den Präsidenten
Die radikalislamische Hamas hat eine Lieblingsthese, die sie bei jeder Gelegenheit aufwärmt: Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und seine Fatah seien nur Handlanger der Israelis und der USA. Gestern nun hat diese These neue Nahrung bekommen: Die Nachricht, dass aus Kairo 2.000 Gewehre und 20.000 Magazine mit dem Segen Israels an die Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde – allesamt Fatah-Männer – geliefert wurden, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Die Waffen sollen Abbas im Machtkampf mit der Hamas stärken. Doch angesichts des brüchigen Waffenstillstands zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen ist eine solche Lieferung die falsche Botschaft. Schon ein Funke kann die erbitterten Kämpfe erneut aufflammen lassen. Kein Wunder, dass Abbas die Nachricht sofort dementieren ließ. Seit Monaten wird international immer wieder die Forderung erhoben, der Palästinenserpräsident müsse unterstützt werden. Doch wie? Waffen sind kaum der geeignete Weg, um einen drohenden Bürgerkrieg zu verhindern.
Hilft man Abbas, könnte es ihm schaden – hilft man ihm nicht, lässt man ihn im Stich: In der aktuellen Lage können der Westen und Israel nicht viel richtig machen – sehr wohl aber einiges falsch. Wie eine Ohrfeige kam diese Woche etwa die Entscheidung, den israelischen Militärstützpunkt Maskiot im Westjordanland zu einer jüdischen Siedlung umzubauen. Dort sollen künftig 30 Familien wohnen, die den Gaza-Streifen bei der Räumung im August vergangenen Jahres verlassen mussten. Abbas wird das nicht gerade als Morgengabe der israelischen Regierung empfunden haben.
Alles andere als hilfreich war aber auch die herzliche Begrüßung durch Israels Ministerpräsidenten Ehud Olmert bei seinem ersten Treffen mit Abbas am vergangenen Sonnabend: Er drückte dem erschrockenen Präsidenten rechts und links ein Küsschen auf die Wange. Mahmud Abbas schien die überschwängliche Geste eher wie eine Art „Todeskuss“ empfunden zu haben, ließ sie ihn doch einmal mehr als Freund des Feindes dastehen. SILKE MERTINS