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PROTESTGeburtshelferinnen im Ausstand

Explodierende Versicherungsbeiträge und niedrige Honorare ruinieren die freiberuflichen Hebammen. Heute und morgen treten über 180 von ihnen in einen Streik

Ob freiberufliche Hebammen bald noch Kinder holen ist fraglich. Bild: dpa

Heute treten die über 180 freiberuflichen Hebammen in Bremen und Bremerhaven in einen zweitägigen Streik. Morgen schließen sie sich gemeinsam mit ihren angestellten Kolleginnen dem bundesweiten ,Equal Pay Day' für gleiche Entlohnung von Frauen und Männern an. Bestreikt werden alle Angebote der Vor- und Nachsorge, nur die reine Geburtshilfe nicht.

Die Hebammen protestieren gegen niedrige Löhne - und explodierende Beiträge für Pflichtversicherungen. Nach Angaben des Hebammen-Landesverbandes (HLB) hat sich der pauschale Beitrag für freiberufliche Geburtshelferinnen seit 2007 verdreifacht: Statt jährlich gut 1.200 Euro, müssen die außerklinischen Geburtshelferinnen nun fast 3.700 Euro jährlich an ihre Haftpflichtversicherung zahlen. Die Einkommen halten nicht Schritt: "Freiberufliche Hebammen verdienen durchschnittlich 7,50 Euro netto in der Stunde", so Dorothee Weihe vom HLB. "Es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt ihre Kollegin Valerie Stabel.

Alleine nach der letzten Beitragserhöhung 2010 hat bundesweit jede Zehnte freiberufliche Hebammen die Geburtshilfe aufgeben müssen, sagt Stabel. Sie beschränken sich auf Dinge wie Vor- und Nachbereitungskurse oder Wochenbettbetreuung - hierfür ist keine teure Haftpflichtversicherung nötig.

Die Beiträge sind so stark gestiegen, weil Eltern, deren Kinder bei der Geburt Schäden erleiden, immer höhere Schadensersatzansprüche geltend zu machen versuchen. Die Versicherungen der Hebammen reichen das Risiko an diese durch. Die Krankenkassen tragen ihren Teil bei, sie würden Regressansprüche der Eltern forcieren, sagt Stabel.

Das hat auch in Bremen Folgen: Hier gibt es zur Zeit nur noch zwei sogenannten Beleghebammen, die zur Entbindung mit den Müttern in die Klinik fahren. 2009 waren es noch sieben. Und von den einst 19 Hebammen, die hier außerklinische Geburtshilfe angeboten haben, tun bereits vier dies nicht mehr.

Im Geburtshaus Nabelschau, eines von dreien in Bremen, gab es seit Januar keine Geburt mehr. Die Hebammen können sich die Versicherung nicht leisten. "Dabei liegt uns sehr viel an der außerklinischen Geburtshilfe, Geburten sind das Herzstück unseres Berufes", klagt Eva Schuhmann von Nabelschau.

Den Landesverband besorgt nicht nur, dass viele Hebammen ihren Job an den Nagel hängen müssen, sondern auch, dass es kaum noch Nachwuchs gebe. "Viele steigen nach dem Mutterschutz oder Krankheit nicht wieder ein", sagt die HLB-Vorsitzende Stabel. Mit ihrem Streik wollen die Hebammen Politik und Krankenkassen dazu bringen, die Honorare zu erhöhen - für eine Geburt, so finden die Hebammen, sollten sie eben so bezahlt werden wie der beteiligte Arzt.

Heute ist ein Notdienst unter 348001, am Freitag unter 3039330 zu erreichen.

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