PRESS-SCHLAG : Heißere Schichten der Luft
LITERATUR Nachwuchsautor Philipp Lahm und Fußballtrainer Joachim Löw versuchen nun gemeinsam alle Wogen zu glätten
Man könnte der deutschen Fußballöffentlichkeit Facebook empfehlen. Da gibt es bekanntlich alles, auch eine Seite für „Langweilige Bücher“. Bisher gefällt das nur zwei Personen. Ein Buchtitel ist dort noch nicht eingetragen. Bei der gestrigen Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Düsseldorf ging es – angesichts des am Freitag anstehenden EM-Qualifikationsspiels gegen Österreich – vor allem um ein langweiliges Buch. Allerdings schrien ziemlich viele Pressevertreter: „Gefällt mir“.
Von Philipp Lahms Biografie „Der feine Unterschied“ ist natürlich die Rede, die bei einigen Fußballfreunden nicht so gut ankam. Der staatsmännisch auftretende Bundestrainer Joachim Löw konnte jedoch nur konstatieren, das meiste aus Lahms Buch sei ja „eine Wiedergabe dessen, was bereits bekannt“ war. Nicht ohne hinzuzufügen, er halte Lahms Äußerungen über seine Extrainer für „nicht glücklich“. Folgen für Lahm: Fehlanzeige. Natürlich bleibt er Kapitän.
Lahm hielt sich während der Pressekonferenz dezent zurück. Ohne aber Inhalte zurückzunehmen. Als guter DFB-Angestellter fügte er noch artig hinzu: „Wenn der Trainer diese Art der Kritik nicht akzeptiert, werde ich mich in Zukunft daran halten, ist doch ganz klar.“ Dann Ruhe. Bis demnächst, wenn unterbeschäftigte (Ex-)Fußballer die nächste Heißluftblase aufsteigen lassen.
Da nickten die Ersten wohl bereits weg, wie auch nach Lektüre der ersten Buchkapitel. Die sind nämlich ungefähr so überraschend wie das ebenfalls gestern präsentierte neue Trikotdesign der Nationalmannschaft: Diagonal gestreift, weiß und drei Sterne überm Wappen. JENS UTHOFF