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PRESS-SCHLAGKeine Golfplätze mehr!

■ Asiatische Bürgerinitiativen wehren sich gegen die Invasion der golfsüchtigen Japaner

Der Generaldirektor handelt vor dem Einputten einen neuen Kredit mit dem Präsidenten der Hausbank aus. Der Buchhalter Suzuki-san trainiert die Idealhaltung für den Abschlag in der Untergrundbahn: Japan ist das Golf-verrückteste Land der Erde.

15 Millionen Japaner betreiben den feinen Sport. Rund 4,4 Milliarden Dollar lassen sie sich ihr Hobby jährlich kosten. Doch den pazifischen Nachbarn wird Nippons Liebe zum kleinen Ball so langsam lästig. „Wir brauchen japanische Investitionen. Aber bitte nicht mehr in Form von neuen Golfplätzen“, betonen Sprecher von Bürgerinitiativen aus Malaysia, Indonesien und Singapur.

Weil im eigenen Land rund um die Ballungszentren kaum noch Raum für neue Golfanlagen ist, überziehen japanische Investmentfirmen die Nachbarländer mit immer neuen großzügigen 18-Loch- Parks. Nach Schätzungen gehören den Japanern im Pazifikraum und in Nordamerika schon 150 solcher Plätze mit Hotels und Einkaufszentren. Nora Ibrahim, Sprecherin einer Dritte-Welt-Gruppe in Malaysia, bezifferte die Zahl allein für ihr Land auf 80. In den nächsten zehn Jahren sei mit weiteren 120 zu rechnen. Die Gegner der japanischen Golf-Kolonien verweisen auf schwere Umweltschäden durch die grünen Rasenplätze: Regenwälder müssen weichen, benachbarten Dörfern wird die Wasserversorgung gesperrt, wenn die Platzwarte den Rasen sprengen. Aggressive Pflanzenschutzmittel und Dünger belasten das Grundwasser.

Japan verteidigt den Export von Golfplätzen als Strukturhilfe für die ärmeren Nachbarn in Südostasien. Doch Dej Poomkacha, Sprecher einer thailändischen Bürgerorganisation, sieht das anders: „Die japanischen Touristen kommen mit Japan Airlines, spielen Golf auf japanischen Plätzen und kaufen in japanischen Einkaufszentren. Davon haben wir gar nichts.“ Nippons Umweltschützer haben sich längst gegen die Golflobby formiert und mehrere Projekte gestoppt. Bei 1.700 Plätzen in Japan, davon 470 im Großraum Tokio, haben viele Freizeitgolfer noch nie mit ihren Schlägern auf einem echten Naturrasen gestanden.

Die Anlagen gehören privaten Klubs. Mitglied zu werden, ist für den Normaljapaner so gut wie unmöglich. Das größte Hindernis sind nicht die Aufnahmegebühren von durchschnittlich 30 Millionen Yen (387.000 D-Mark), sondern die langen Wartelisten. So träumen die meisten Golfer in tristen Trainingszentren vom englischen Rasen. In kleinen Drahtkäfigen oder auf der Galerie eines Golfstadions jagen sie den Ball von der immer gleichen Position in das immer gleiche Ziel. Ein Golfurlaub auf Hawaii oder in Thailand sollte für diesen Freizeitsportler die Erfüllung aller Träume sein.

Doch obwohl die Zahl der japanischen Golfurlauber wächst, jammern die Unternehmen. Alle Versuche, die Investitionen für die ausländischen Golfplätze allein durch den Verkauf von Mitgliedschaften wieder hereinzuholen, haben bislang wenig Erfolg. Das 'Asian Wall Street Journal‘ berichtete kürzlich, Firmen, die mit dem jährlichen Eintritt von 300 bis 1.500 neuen Mitgliedern kalkuliert hätten, seien nun schon froh, wenn 100 Japaner pro Jahr einen Vertrag unterzeichnen.

Deutlich niedrigere Aufnahmegebühren und auf japanisch getrimmte Klubhäuser mit Tatami- Matten und Sushi-Restaurants locken bislang nur wenige Golfer ins Ausland. „Ich fahre hin und wieder nach Hawaii, aber höchstens zehn Mal im Jahr“, berichtete Norimasa Matsushita, Manager einer Firma, die selbst Golfanlagen baut. Meinolf Ellers (dpa)

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