PRESS-SCHLAG: Andy, der Bergamaske
■ Das FIFA-Urteil im Fall Andreas Möller beseitigt alle Klarheiten außer einer: Eintracht Frankfurt ade
Aus der Verwirrung Klarheit schöpfen“, hatte schon Mao Tse-Tung als oberste Maxime des Revolutionärs festgelegt, der Weltfußballverband FIFA setzte jetzt noch eins drauf und verwandelte die soeben geschöpfte Klarheit in geradezu dialektischer Art und Weise umgehend wieder in himmelschreiende Verwirrung. Langer Rede verworrener Sinn: es geht um Andreas Möller, jenen begnadeten 25jährigen Ballzauberer, der einst den Dortmunder Borussen ewige Treue schwor, seine Seele an die italienischen Beelzebuben von Juventus Turin verkaufte, die Füße aber für Eintracht Frankfurt wirbeln ließ. Dort wollte er „aus moralischen Gründen“ auch gern die nähere Zukunft verbringen, doch die FIFA schleuderte seinem Begehren ein harsches „Nein“ entgegen.
Möller hatte einen Optionsvertrag bei Juventus Turin unterschrieben und für diese Gunst 900.000 Mark eingesackt. Damit, so argumentierte die Spielerstatutkommission der FIFA durchaus einleuchtend, sei erwiesen, daß Möller mit der voraussichtlichen Einlösung der Option einverstanden gewesen sei. Logische Folge: „Juventus Turin hat das Recht, die Option auf den Spieler Andreas Möller bis zum 31. März 1992 einzulösen.“ Und genau dies gedenken die Turiner nach Aussage ihres Anwaltes, der auf den hübschen Namen Rainer Schäfer III hört, auch zu tun.
Soweit, so klar. Doch nun verwirren sich die Fäden wieder, denn Juventus will unseren Andy gar nicht. Der Tabellenzweite der italienischen Liga hat mit Kohler, Reuter und dem Brasilianer Julio Cesar schon drei ausländische Abwehrspieler, und der stets auf totale Defensive bedachte Trainer Giovanni Trapattoni denkt nicht im Traum daran, einen von ihnen durch eine Frankfurter Diva zu ersetzen, die nicht mal richtig deckt. Für diesen Part hat er schließlich schon Roberto Baggio.
Daher haben die Turiner ihre Option längst an Atalanta Bergamo weiterverscherbelt, wo Möller dem flinken Argentinier Claudio Caniggia künftig meisterschaftsreife Vorlagen liefern soll. Davon wiederum will der Ex-Frankfurter, der den Namen Bergamo vermutlich zum ersten Mal hörte, als die FIFA vor einigen Monaten festlegte, daß er dort in Bälde zum Training anzutreten habe, nun absolut nichts wissen. Und auch die FIFA rückte per „Salto mortale“ (Eintracht-Schatzmeister Knispel) von ihrer ursprünglichen Forderung ab, da Möller ja keinen Arbeitsvertrag bei Atalanta unterschrieben habe. Also doch Juventus Turin? Oder Eintracht Frankfurt? Dortmund gar?
Schäfer III ficht das alles nicht an. „Juventus und Atalanta sind befreundete Vereine“, verriet der fußballkundige Jurist und Möller I werde sich die Sache schon überlegen, wenn er vor der Wahl stehe, „ob er in Turin auf der Tribüne sitzt oder in Bergamo spielt.“
Claudio Caniggia kann sich schon mal warmlaufen und Möller sollte sich langsam überlegen, wie es denn nach seinem Engagement bei Atalanta Bergamo weitergehen soll. Wir empfehlen: Sofort einen Optionsvertrag mit der Frankfurter Eintracht abschließen! Von dem Geld ließe sich prima die von der FIFA verhängte Geldstrafe von 20.000 Franken begleichen und für ein Italienischwörterbuch bliebe auch noch was übrig. Matti
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