PRESS-SCHLAG: Grateful Dead für Litauens Korbleger
■ Die T-Shirts des olympischen Basketball-Teams aus Litauen gehen weg wie warme Semmeln
Als größter Verkaufshit der Olympischen Spiele von Barcelona stellte sich keineswegs die Schuhmarke des Schwebewunders Michael Jordan heraus, der Trainingsanzug der tieffliegenden Olympiaschwalbe Sergej Bubka oder die Sonnenbrille des zehnkämpfenden Streetfighters Dave Johnson, der die Wurfdisziplinen als Jugendlicher nach eigenem Bekunden beim Steinewerfen auf Polizeiautos trainierte — nein, den dicksten Coup landeten Litauens Basketballer mit jenem T-Shirt, das sie bei der Siegerehrung trugen.
Während die siegreichen Dream-Team-Heroen peinlichst darauf achteten, die Schriftzüge auf ihrer Sportkleidung, die nicht ihren persönlichen Sponsorenverträgen entsprachen, mit kleinen US-Fähnchen zu überkleben, kletterten die Bronzemedaillengewinner aus dem Baltikum in Hemden aufs Podium, die ein Skelett beim erfolgreichen Dunking zeigten.
Geliefert wurden die bunten Leibchen von der altehrwürdigen Rockgruppe „Grateful Dead“, der Litauens Korbstar Sarunas Marchulenis bei einem Konzert in Detroit vorgestellt worden war. „All diese amerikanischen Millionäre, die ihre Logos versteckten und dann diese Typen“, grinst Dead-Sprecher Dennis McNally. „Wir fühlten uns großartig, es war ein Riesenspaß.“
Schon in Barcelona wurden den Spielern 150 Dollar für ihre Shirts geboten, in den USA kann sich die Merchandising-Abteilung von Grateful Dead vor Bestellungen jetzt kaum retten. „Jeder will eins“, sagt Dennis McNally, „eine kleine Geste aus dem Herzen ist ein großer Knüller geworden.“ In einer Woche gingen 20.000 T-Shirts, das Stück zu 30 Dollar, weg, ein Drittel geht an das Olympische Komitee Litauens. Auch bei den Golden State Warriors, dem Club von Marchulenis, stapeln sich die Bestellungen. Innerhalb von 48 Stunden wurden mehr als 5.000 Hemden verscherbelt.
Warum ausgerechnet Litauen? „Grateful Dead stehen für Spektakel und Freiheit“, sagt McNally. „Es hat hervorragend gepaßt — dieses kleine Land, nach 54 Jahren aus dem Schatten getreten. Was könnte besser mit uns in Verbindung gebracht werden?“
Zumindest Traum-Team-Co- Kapitän Larry Bird dürfte Litauens Oberbekleidung sehr bekannt vorgekommen sein: schließlich hat er bei den Boston Celtics jahrelang mit einem eingefleischten Dead- Head zusammengespielt: mit Bill Walton, dem letzten Linksradikalen der US-Basketball-Liga NBA. Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen