PLÄNE FÜR BERLINS TECHNOLOGISCHE ENTWICKLUNG : Die Stadt soll schlauer werden
Irgendwann sieht ein ganz normaler Tag in Berlin so aus: Morgens organisiert man sich per App einen Wagen vom Carsharing und rollt zur Arbeit im IT-Park. Zum Mittagessen gibt’s Salat und Fisch aus der Zuchtcontainer-Gewächshaus-Kombi, die Reste wandern in die Biogasanlage. Mit dem an der Straßenlaterne frisch geladenen Auto bringt man die Kinder ins Schwimmbad, wo das Becken mit Wärme aus Abwasser beheizt wird, und Omas selbst gemessene Blutzuckerwerte mailt man noch rasch an die Vivantes-Klinik.
So stellt sich das jedenfalls die Technologiestiftung Berlin (TSB) vor: die Hauptstadt als technologische Schlaustadt. TSB-Chef Nicolas Zimmer präsentierte am Donnerstag das Konzept „Smart City Berlin“, flankiert von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) und Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD). Dabei gerierten sich die drei schon mal als Protoypen smarter Berliner: Sie spickten ihre Visionen mit Nerd-Vokabular. Man verstehe „die Smart City als Open-Source-Projekt“, erklärte etwa Müller: Die Bürger bekämen die Chance, „am Code von Berlin mitzuschreiben“.
Es gehe bei dem Konzept um ein „intelligentes, ressourcenschonendes Miteinander“, so Müller. Das sei schon wegen des Bevölkerungswachstums dringend geboten. Dabei wirkt eins der Pfunde, mit denen Berlin nach Meinung des Senators wuchern kann, eher altbacken: Fläche. Aber die sieht Müller als Raum für Zukunftslösungen mit weltweiter Strahlkraft. „Dass wir so viel Platz haben, darum beneiden uns andere große Städte.“
Hier bekundete die Wirtschaftssenatorin ihre Solidarität: „Gerade in diesen Tagen“ unterstütze sie Müllers Pläne für das Tempelhofer Feld „uneingeschränkt“. Dieses biete die Chance, Wohnen und Arbeiten auf engem Raum zu verbinden – smart, natürlich. Im Großen und Ganzen setzt Yzer auf Unternehmen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie das in Berlin angesiedelte Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK). Aufgabe der Politik sei es nur, die Bildung von Konsortien und Netzwerken durch Förderung zu „flankieren“.
Anfang März soll der Senat eine Vorlage zum Thema beschließen, dann folgt ein Masterplan für die Schlaue Stadt. Um es noch mal in den Worten von TSB-Chef Zimmer zu sagen: „Smart City ist kein buzzword.“ CLAUDIUS PRÖSSER