„PHC“ kommt nicht zum CSD : Eine Party ohne Carstensen
Ministerpräsident Peter Harry Carstensens große Stärke ist seine Volkstümlichkeit. Hätte dem braven CDU-Mann aus Nordfriesland keiner zugetraut, als er im Wahlkampf gegen Heide Simonis (SPD) hoffnungslos unterlegen schien. Aber im Amt läuft „PHC“ immer dann zu großer Form auf, wenn es ins Bierzelt geht. Dagegen wirkt er auf der großen Bühne immer noch deplatziert. Ungelenk schmiss er sich bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck an die Filmschaffenden heran. Auf der Matinee zu Ehren von Siegfried Lenz pries er, fast wie ein Tourismusmanager, sein Land mehr als den Jubilar.
Aber sei‘s drum: Mit Menschen wie dir und mir kann der gemütliche Landesvater allemal. Deswegen ist er auch ein gefragter Schirmherr für Veranstaltungen aller Art und Provenienz. Auf ihrer Website führt die schleswig-holsteinische Landesregierung 50 solcher Aktivitäten ihres Chefs – darunter so illustre Ereignisse wie „Boßeln, Natur und Kultur“ auf Amrum, ein Benefizkonzert der Bundeswehr-Bigband, die Aalregatta von Kiel nach Eckernförde, die 26. Trachtenwoche oder den Deutschen Schützentag.
Irgendwann ist der Kalender natürlich auch mal voll, schließlich muss ein Ministerpräsident auch mal regieren. So kam es, dass die Feierlichkeiten zum Christopher Street Day (CSD) in Kiel und Bad Segeberg am 19. beziehungsweise 26. August ohne höchste Patronage dastehen. „Es ist uns das erste Mal passiert“, sagt CSD-Sprecherin Esther Hansen, „dass jemand die Schirmherrschaft abgelehnt hat.“ Heide Simonis war 2002 und 2005 Protektorin der Schwulen- und Lesbenparade, auch Bischöfin Maria Jepsen war schon dabei. Ob die Absage des Mannes, der einst die Bild-Zeitung nach einer Frau für sich suchen ließ, einem konservativen Familienbild geschuldet ist, darüber mögen die CSD-Organisatoren nicht spekulieren – geben aber zu bedenken, dass sie nicht auf Anwesenheit bestehen. Getan hätte es auch ein schriftliches Grußwort. Jan Kahlcke