PDS/WASG-Umfragehoch : Wahlgewinn im Windschatten
Die Verwirrung im Lande muss wirklich unüberschaubar sein. Nur so lassen sich folgende Umstände erklären: Da bekommt eine Partei, die es noch gar nicht gibt, traumhafte Umfrageergebnisse. 19 Prozent der Berliner WählerInnen würden dem Bündnis aus PDS und WASG ihre Stimme geben, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Und das, obwohl sich die Berliner Landesverbände trotz jüngster Treueschwüre spinnefeind sind. Noch absurder ist, dass die PDS auch bei Abgeordnetenhauswahlen um ein Drittel zulegen könnte. Dabei werden die Sozialisten 2006 voraussichtlich ohne den kleineren Partner in die Landtagswahl ziehen. Warum scheint all das die Berliner WählerInnen nicht zu kümmern?
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Weil die hiesige Wahlstimmung eng mit der im Bund verknüpft ist. Traditionell machen die HaupstädterInnen ihre Wahlkreuzchen stark vom Geschehen auf Bundesebene abhängig. Nur so lässt sich erklären, dass mehr als die Hälfte der vom Meinungsforschungsinstitut Emnid Befragten nicht wissen, wer Stefan Liebich ist – immerhin der Landes- und Fraktionschef der PDS. Gleichzeitig erzielt seine Partei Traumergebnisse.
Die Folge sind paradoxe Umfragewerte wie diese: Da würde die PDS im Sog der bundesweiten Gründungseuphorie 16 Prozent bei Abgeordnetenhauswahlen erhalten – obwohl die Sozialisten in Berlin das Gegenteil dessen verantworten, was sich die Linkspartei im Bund auf die Fahnen geschrieben hat.
In der Hauptstadt setzt die Regierungspartei PDS die Hartz-IV-Reformen um. Im Bund profiliert sich das Bündnis als Anti-Hartz-Partei – und die WählerInnen scheinen sich am Gegensatz nicht zu stören. Ebenso wenig die hiesige PDS. Sie wird im September auf jeden Fall gewinnen. Im Windschatten des Bundes.