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Archiv-Artikel

PDS-Ratsherr Patrick Humke Der Göttinger Linke

Als Patrick Humke vor zehn Jahren für die PDS erstmals ein Stadtratsmandat eroberte, schlug ihm blanker Hass von den Ratsherren und -frauen der anderen Göttinger Parteien entgegen. Als er in einer Ratsrede die Politik der damaligen Bundesregierung als unsozial anprangerte, sprang die halbe CDU-Fraktion auf. Er solle doch nach Nordkorea gehen, wurde geschrien, da habe er sein Arbeiterparadies. „Halt’s Maul!“, brüllte gar einer, der auch Bürgermeister einer Vorortgemeinde war. In der Rathauskantine saß Humke allein am Tisch, „höchstens, dass mal einer von der Verwaltung oder der Protokollant dazukam“.

Heute komme es zwar „immer noch zu Zwischenrufen von der CDU, aber insgesamt hat sich das entkrampft“, sagt der 37-Jährige. Seit 2001 sind die Linken zu zweit im Göttinger Stadtrat vertreten; zusammen kamen PDS und Linke Liste Göttingen auf 4,7 Prozent der Stimmen. Humke schaffte sogar das drittbeste Einzelergebnis aller Bewerber. Bei der Kommunalwahl am Sonntag rechnet der gelernte Gärtner mit einem dritten Mandat: Die Linkspartei tritt mit Ex-Grünen, DKP-Leuten und Unorganisierten als „Göttinger Linke“ an. Zielmarke sei „das Ergebnis der letzten Bundestagswahl“: Da kam die Linkspartei in der Stadt auf 6,2 Prozent.

Dass in Göttingen die Unterkunftskosten für Hartz-IV-Empfänger erhöht und die Jobcenter besser ausgestattet wurden, verbucht Humke als Erfolg seiner Fraktion. 2003 bekannte sich Göttingen als erste deutsche Stadt zu den Zielen des Netzwerks Attac – die PDS hatte den Anstoß gegeben. Auch, dass Göttingen einen Heinz-Erhardt-Platz hat und einen Mexico-Platz bekommen soll, „geht auf unsere Anträge zurück“.

Lokale Medien tun sich auch nach zehn Jahren noch schwer mit den Linken. So veröffentliche das Göttinger Tageblatt „oft noch nicht mal unsere Veranstaltungsankündigungen“, klagt Humke. Und der NDR lud kürzlich die linke Oberbürgermeisterkandidatin Sabine Lösing von einer Diskussion aller OB-Bewerber aus: Da die Sendung von zwei Redakteurinnen moderiert werde, passe eine weitere Frauenstimme nicht recht ins Schema und verwirre die Hörer. REIMAR PAUL