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Panter Stiftung

Osteuropa-Workshop in Riga „Reden, zuhören, Freude und Leid teilen“

Beim Workshop der Panter Stiftung mit Journalist:innen aus dem postsowjetischen Raum geht es um Reflexion über das historische Erbe – und Brücken für die Zukunft

Journalist:innen aus acht ehemaligen Sowjetrepubliken treffen sich in Riga Foto: Panter Stiftung

VON TIGRAN PETROSYAN

taz Panter Stiftung, 02.06.2023 | Er tobt schon seit 15 Monaten – Russlands Krieg gegen die Ukraine, ein Land in der Mitte Europas: Tausende Tote, Geflüchtete, Hass und Gewalt. Ein Ende des Grauens ist nicht abzusehen. Und dennoch: Wir wollen miteinander reden.

Auf Einladung der taz Panter Stiftung haben sich 16 Journalist:innen aus acht ehemaligen Sowjetrepubliken in der lettischen Hauptstadt Riga zu einer einwöchigen Begegnung zusammengefunden. Die Teilnehmer:innen kommen aus der Ukraine, Russland, Belarus, der Republik Moldau, Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan. Einige von ihnen waren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie wissen nicht, was noch kommen wird und haben vorerst Zuflucht in Riga gefunden.

taz-Beilage

Die vierseitige Beilage in der taz vom 15.06.2023 über den Osteuropa-Workshop in Riga gibt es

als pdf Download.

Das Hauptziel des Workshops ist es, gemeinsam das historische Erbe zu reflektieren, nach Erklärungen für aktuelle Entwicklungen zu suchen sowie nach Möglichkeiten, Brücken zu bauen – für die Zukunft. Auch gilt es zu fragen: Kann Lettland – ein Land mit knapp zwei Millionen Einwohner:innen, von denen ein Drittel der russischen Minderheit angehört und das seit 2004 Mitglied der EU und Nato ist –, als Modell dienen? „Wer bin ich“, fragt ein Teilnehmer aus Belarus. Eine Russin treibt die Frage um, ob es angesichts des Krieges in der Ukraine so etwas wie eine kollektive Verantwortung gibt.

Austausch im geschützten Raum

Das Programm umfasst Besuche des lettischen Okkupationsmuseums, des KGB-Museums sowie Treffen mit lettischen Expert:innen. Und es gibt viel Zeit für Gespräche und Diskussionen. Dafür braucht es einen geschützten Raum. Diesen stellt das Media Hub in Riga zur Verfügung – eine wichtige erste Anlaufstelle, die exilierte Journalist:innen nach Kräften in allen Lebenslagen unterstützt.

Ob die Teilnehmer:innen Antworten auf ihre vielen Fragen finden, das können Sie jetzt bereits lesen – und bald auch hören: Eine vierseitige Sonderbeilage der taz ist inzwischen gedruckt, und demnächst werden Podcasts produziert. Übrigens: Die Arbeitssprache des Workshops ist Russisch, in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit.

Nach vier Tagen in Riga ist es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. „Hier herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre, es ist angenehm und ich fühle mich nicht unter Druck. Toll, sich mit solchen interessanten Menschen austauschen zu können“, sagt eine russische Teilnehmerin und ihre Kollegin aus Moskau ergänzt: „Reden, zuhören, lernen sowie Freude und Leid teilen. Danke für diese Möglichkeit.“ Damit ist schon viel gesagt, aber längst noch nicht alles.

Der Autor ist Leiter der Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung.