Osman Engin Alles getürkt: O wie Osman –nicht die Birne
Hallo, hier spricht Hedwig Prizibilsky!“ –„Ja, guten Tag, hier ist Osman Engin. Ich habe gehört, dass Sie eine Wohnung freistehen haben. Und da wollte ich Sie mal so fragen …“ – „Ostmann? Sagten Sie Ostmann?“ – „Nein, nein. Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe mich nicht deutlich ausgedrückt, Frau Prizibilsky, mein Name ist Os-man! Os-man Engin.“ – „Holzmann, Holzmann-Erwin? Ich kenne gar keinen Erwin Holzmann.“
„Frau Prizibilzky, ich bin ganz Ihrer Meinung! Keine Wohnung sollte so lange freistehen. Deshalb möchte ich Sie höflichst bitten, mir zu sagen …“ – „Höflich? Ich finde es mehrmals unhöflich, dass Sie mir nicht Ihren Namen sagen. Unter zivilisierten Menschen ist das so üblich.“
„Entschuldigen Sie, das tut mir wirklich leid. Da habe ich doch glatt vergessen, meinen Namen zu nennen. Ich heiße Osman Engin, und …“ – „Jetzt habe ich Ihren Namen endlich verstanden. Ich glaube, ich kenne Sie, Herr Rossmann ...“ – „Nein, Osman ...“„Bitte nicht unterbrechen. Ich habe es gleich … Rossmann, Rossmann, Sie wohnen doch direkt neben dem Waschsalon, nicht wahr?“
„Ich wohne im Waschsalon, wenn ich nicht bald eine neue Wohnung habe!“ – „Im Waschsalon? Aber Herr Rossmann!“
„Liebe Frau Prizibilsky, ich buchstabiere jetzt meinen Namen: Also: O wie, O wie Osman, und ich rufe wegen der …“ – „Ah, jetzt fällt es mir ein, Sie wollen das neue Telefon bringen. Sie sind der Postmann.“
(Du taube Nuss, du brauchst kein Telefon, du brauchst ein Hörgerät, aber mit 1.000-Watt-Verstärker.)
„Gnädige Frau, es tut mir leid. Ich sehe vielleicht so aus, aber ich bin nicht der Postmann. Auch nicht der Milchmann. Aber ich kenne jemanden bei der Post. Wenn Sie wollen, kann ich meine Beziehungen spielen lassen.“ – „Wenn Sie das neue Telefon nicht bringen wollen, was wollen Sie dann eigentlich von mir, Herr Postmann?“
„Frau Prizibilsky, versuchen wir es andersrum. Gehen Sie doch mal vor die Tür, und halten Sie die ersten drei Schwarzhaarigen mit möglichst langem Schnurrbart an. Mit Sicherheit heißt einer von den dreien Osman.“ – „Warum sagen Sie es denn nicht gleich? Sie sind von der Firma Osram, die Birne.“ – „Nein, die Pflaume! Bei Allah, ich heiße Osman. Schluchz, schluchz ..., Os-man!“ – „Aber das ist doch kein Grund, traurig zu sein. Das kann doch jedem passieren, Herr Klossmann.“
„Okay, okay, Sie haben gewonnen: Ich heiße gar nicht Osman. Ab jetzt bin ich Ali. Wie Ali Baba und die 40 Räuber. Aber ich bin nur Ali, ohne Baba. Und Räuber kenne ich auch nur vom Fernsehen.“
„Heinz Herbert, Liebling! Jetzt habe ich dich erkannt. Du willst mich wieder auf den Arm nehmen, du Schlimmer. Fast hätte ich dir das geglaubt mit dem Ali Baba.“ – „Verzeihen Sie bitte. Da liegt ein Missverständnis vor. Ich bin noch nicht Ihr Liebling. Wir kennen uns doch kaum, meine Frau darf das auf keinen Fall erfahren!“
„Also, Herr Nussmann, Sie gehen aber ran! Irgendwie haben Sie auch so einen komischen Akzent. Sind Sie vielleicht kein Deutscher?“ – „Im Prinzip haben Sie nicht unrecht, Frau Prizibilsky. So was wie mich nennt man ‚türkischer Gastarbeiter mit Migrationshintergrund’. Aber können Sie mir bitte endlich sagen, wie hoch die Miete …“
„Tuuuuut, tuuuut, tuuuut!“
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