piwik no script img

Osman Engin Alles getürktFlugzeuge im Bauch

privat

Osman Engin

ist Satiriker in Bremen. Zu hören gibt es seine Kolumnen unter https://wortart.lnk.to/Osman_Coro-na. Sein Longseller ist der Krimi „Tote essen keinen Döner“ (dtv).

Papa, Papa, müssen Mädchen immer sofort heiraten, wenn sie ein Baby im Bauch haben?“, kommt meine kleine Tochter Hatice angelaufen.

„Kind, alles der Reihe nach. Zuerst musst du natürlich erst einmal lernen, wie die Babys auf die Welt kommen“, lasse ich ganz souverän den verantwortungsbewussten Vater raushängen.

„Papa, das weiß ich doch schon längst!“, ruft sie stolz.

„Wie? Das weißt du schon? Habe ich dir bereits erzählt, dass der Klapperstrolch die Babys bringt?“

„Ach, Papa, dass Frauen die Babys gebären, das wissen sogar die Babys“, belehrt mich die kleine Klugscheißerin und fügt hinzu. „Meine Freundin Selma hat gesagt, die Hälfte kommt nicht mehr normal, sondern mit dem Kaiser.“

„Was für’n Kaiser denn? Beckenbauer? Was hat der denn damit schon wieder zu tun?“

„Osman, Hatice meint doch den Kaiserschnitt“, tönt meine Frau aus der Küche.

„Hatice, habe ich dir das mit den Bienen und den Blumen noch nicht erzählt? Setz dich jetzt erst mal hin. Also, die Biene …“

„Doch, doch, den Vortrag hast du schon dreimal gehalten, Papa. Und ich hab das meiner Freundin Selma erzählt, sie hat gesagt, das ist voll megapeinlich, dein Vater ist doch alt genug, eigentlich müsste er besser Bescheid wissen.“

„Was müsste ich besser wissen?“, frage ich etwas verwirrt.

„Na, wie man Geschlechtsverkehr macht!“

„Wie man Geschlechtsverkehr macht? Kind, wovon redest du denn überhaupt?“

„Papa, weißt du das denn wirklich nicht? Also gut, ich verrate es dir. Meine Freundin Selma hat gesagt, Geschlechtsverkehr geht so: Junge und Mädchen ziehen sich im Auto aus und legen sich auf den Rücksitz. Dann küsst der Junge das Mädchen ein bisschen, dann fragt das Mädchen, liebst du mich, der Junge sagt, ja, ja, ich schwör’s, dann sagt das Mädchen, sag, dass du mich liebst, dann sagt der Junge, alles klar, aber sei endlich ruhig, und dann macht der Junge …“

„Halt, halt, halt, Hatice, was erzählst du denn da?“, stoppe ich sie schockiert.

„Na, wie Geschlechtsverkehr gemacht wird, ist doch voll babyeinfach!“

„Das geht nicht! Ähm …ich meine, das stimmt so nicht!“

„Doch, das stimmt! Meine Freundin Selma hat selber heimlich gesehen, wie ihre ältere Schwester Selda mit dem Murat im Auto rumgemacht hat. Meine Freundin Selma hat gesagt, ihre Schwester Selda hat gesagt, sie hatte danach Flugzeuge im Bauch.“

„Flugzeuge im Bauch, was ist das denn für ein Blödsinn?“

„Osman, junge Leute sind im Gegensatz zu dir noch ab und zu mal verliebt“, kommt es erneut aus der Küche.

„Papa, in Seldas Bauch war hinterher aber kein Flugzeug, sondern ein Baby. Deshalb musste sie den Murat heiraten. Jetzt sind sie wieder geschieden. Ist das nun gut, oder nicht gut?“

„Öhm … Heirat … Rücksitz … Flugzeug … Beckenbauer … Klapperstrolch“, stammele ich völlig durcheinander.

„Osman, hör doch endlich mit deinem blöden Klapperstrolch auf! Es heißt doch Klapperstorch. Und die Geschichte, wie die Babys zur Welt kommen, kennt Hatice schon längst“, werde ich von meiner Frau zurechtgewiesen.

„Das stimmt“, bestätigt die kleine Klugscheißerin sofort. „Papa, ich will doch von dir nur wissen, ob ich sofort heiraten muss, wenn ich mal ein bisschen schwanger werde?“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen