Organisierte Schüler : „Wir fühlen uns ignoriert“
taz: Herr Hielscher, war die Landesschülervertretung (LSV) überrascht von der Initiative „Bildungsblockaden einreißen“?
Lee Hielscher: Wir waren von dem Engagement positiv überrascht. Natürlich haben wir die Organisatoren sofort unterstützt. Mit Flyern und persönlichen Gesprächen an den Schulen haben wir die Schüler mobilisiert.
Gab es Schwierigkeiten bei der Organisation?
Uns kam das dreigliedrige Schulsystem in die Quere. Denn wir hätten gerne mehr Real- und Hauptschüler dabeigehabt. Aber die Kluft zwischen den Schulformen ist sehr groß. Die Schüler kennen sich untereinander gar nicht.
Freuen sich SchülerInnen denn nicht, wenn Unterricht ausfällt?
Fällt mal eine Stunde aus, ist das nicht schlimm. Wenn das aber wie jetzt zur Regel wird und man kurz vor seinem Zentralabitur steht, hat man ein riesiges Problem.
Was fordert die LSV?
Wir wollen, dass man nicht mehr 100 Euro im Jahr für Bücher ausgeben muss. Außerdem ist die riesige Bürokratie an den Schulen ein großes Problem. Der Unterricht bleibt dabei auf der Strecke, weil die Lehrer völlig überlastet sind.
Wie soll sich das ändern?
Wir brauchen mehr Stellen und Schulmanager, die sich um die Organisation an den Schulen kümmern. Außerdem sollte man uns Schüler mehr einbinden. Wir brauchen eine bessere Kommunikation zwischen Schülern, Lehrern, den Behörden und Politikern. Auf Wahlplakaten sind wir immer ein großes Thema – in der Realität fühlen wir uns jedoch vollkommen ignoriert.
Welche Aktionen sind noch geplant?
Am Freitag um 19 Uhr in der Oderberger Straße 23 trifft sich die LSV Berlin. Dort kann jeder hinkommen und mitreden. Im Januar findet außerdem die Landesschülerkonferenz statt. Wir wollen unbedingt mit den PolitikerInnen ins Gespräch kommen. Denn wir spüren nichts von dem angeblich großen Interesse an einer Bildungselite in Deutschland. INTERVIEW: ELISABETH RANK
Lee Hielscher (17) ist Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung Berlin