: Onur U. nicht mehr sicher
JUSTIZ Jetzt wird auch in der Türkei gegen den Hauptverdächtigen im Fall Jonny K. ermittelt
Knapp ein halbes Jahr nach der tödlichen Prügelattacke am Alexanderplatz ermittelt die türkische Justiz gegen den Hauptverdächtigen wegen vorsätzlichen Mordes. Das teilte Berlins Justizverwaltung gestern mit. Der 18-Jährige hatte sich nach dem Angriff in die Türkei abgesetzt. Gefasst haben ihn die dortigen Behörden laut Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) aber noch nicht. Heilmann sagte, er begrüße sehr, dass die Türkei ein eigenes Strafverfahren starte.
Monatelang war um eine Auslieferung des mutmaßlichen Schlägers gerungen worden. Nun steht offenbar fest, dass der Verdächtige nicht nach Deutschland ausgeliefert wird, weil er neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die türkische besitze.
Die Berliner Ermittler halten den heute 19-Jährigen für die treibende Kraft des Angriffs. Der 20-jährige Jonny K. war im Oktober 2012 so heftig mit Schlägen und Tritten attackiert worden, dass er später an Gehirnblutungen starb. Am kommenden Sonntag wäre er 21 geworden.
Bei einer Verurteilung in der Türkei könnte laut Experten eine höhere Strafe drohen als in Deutschland, auch weil dort das Jugendstrafrecht nicht angewendet wird. In Deutschland sieht dieses eine Höchststrafe von zehn Jahren vor.
Die türkischen Behörden hatten in Berlin ein Rechtshilfeersuchen gestellt. Nun sollen der Türkei Kopien aus den Akten der Berliner Staatsanwaltschaft übermittelt werden, hieß es. Dadurch könne auch die Türkei strafrechtlich gegen den mutmaßlichen Schläger vorgehen.
In der Mitteilung der Berliner Justiz wird aus der Verbalnote der türkischen Justiz zitiert: „Die Oberstaatsanwaltschaft Sivas hat auf der Grundlage von Art. 11 des türkischen Strafgesetzes gegen Onur U. wegen ‚vorsätzlichen Mordes‘ und ‚vorsätzlicher Körperverletzung‘ eine Ermittlung [… ] eingeleitet.“ DPA