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Archiv-Artikel

Ole von Beust, Hamburger Bürgermeister Angekündigter Rücktritt

Bisweilen ist Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) für Überraschungen gut. Gelegentlich sagt oder tut er Dinge, die ein Politiker gewöhnlich nicht sagt oder tut. Unkonventionell sei der 51-Jährige, meinen manche politischen Beobachter in der Hansestadt, unberechenbar nennen ihn andere, nicht wenigen gilt er als gewiefter Taktiker. Umso größer fällt die Verwirrung unter den Auguren aus, wenn sie nicht wissen, welchem Etikett sie den Vorrang geben sollen.

So wie am Montagabend auf der jährlichen Gala der Landespressekonferenz Hamburg. Erstmals trafen dort in einem nobel zu nennenden Hotelsaal von Beust und der vor zwölf Tagen nach wochenlanger Parteikrise nominierte Bürgermeister-Kandidat der SPD aufeinander, der 65-jährige Zeit-Herausgeber Michael Naumann. Und der Freiherr war so frei, in seinem Grußwort vor 500 geladenen Gästen über seinen Rückzug aus der Politik zu sinnieren: „Dieses erste Zusammentreffen ist Premiere und Abschied zugleich. Gewinne ich, geht er aus der Politik, gewinnt er, gehe ich.“

Der Gesprächsstoff, den von Beust damit den Rathausjournalisten, Politikern und Repräsentanten von Kirchen, Kammern, Kultur und Kommerz lieferte, hielt bis nach Mitternacht. Warum, so wurde gegrübelt, sagt ein Ministerpräsident elf Monate vor der nächsten Wahl, er könne sie verlieren – und würde dann mit der Politik ganz aufhören? Ist er amtsmüde? Wird er nervös?

Selbstredend wissen die ernsthaften unter den hansestädtischen Politanalysten, dass von Beust nach sechseinhalb Jahren als Senatschef nicht wieder auf der Oppositionsbank Platz nehmen würde. Da musste er zuvor bereits 23 lange Jahre sitzen, das tut sich der gelernte Rechtsanwalt nicht noch mal an. In der Bundespolitik will er nichts werden, Aufsichtsratsposten abzustauben sähe ihm nicht ähnlich – eher schon, die Rente mit 52 in seiner Eigentumswohnung auf Sylt auszugeben.

Und so bleibt zu vermelden, dass Ole von Beust schlicht „Bock hatte“, mal zu sagen, „was doch eh klar ist“. Und den Verfasser zu fragen, ob der Zwiebelmatjes auf seinem Teller „gut“ sei. Er mundete vorzüglich – völlig unüberraschend. Sven-Michael Veit