Ohne Taxi in Marseille: Kleine Weltreise
Tour de Francevon Johannes Kopp
Mir ist wohl ein guter Witz gelungen. Mit dem Bus vom Stadion nach La Rouvière? Abends um 21.30 Uhr? In den Stadtteil, wo die Bewohner von Marseille sich auf engstem Raum in monströsen Türmen und Klötzen aus Beton stapeln? Mein Taxifahrer muss herzlich lachen. Nein, das geht natürlich nicht.
Dafür hat man schließlich ein eigenes Auto. Zur größten Not versucht man eben ein Taxi zu bekommen. Über eine Stunde habe ich an einem dafür vorgesehenen Stand auf meinen nun so erheiterten Fahrer warten müssen.
Das große Geschäft, das jetzt den Taxiunternehmern durch das regelmäßig gut gefüllte Stade de Velodrome beschert wird, können diese gar nicht stemmen. Während meiner Wartezeit ist so manches Privatauto in die Taxi-Schlaufe eingebogen. Nun ja, erklärt mir einer, sein eigentliches Auto sei gerade in Reparatur. Erstaunlich, wie viele an diesem Abend mit Ersatzwagen unterwegs sind.
Sie brauchen eine Quittung? Pas un problème. Er kramt einen Stapel hervor. Er ist wirklich um keine Antwort verlegen. Aber noch bin ich nicht verzweifelt genug, ich winke ihn weiter. Im Grunde wäre der Weg zu meinem Domizil ja auch zu Fuß zu bewältigen. Fünf, sechs Kilometer liegt es vielleicht entfernt. Ist man aber in Frankreich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, dann können ein paar Kilometer schon einmal wie eine kleine Weltreise anmuten. Als ich mitten in der Nacht nach Hause komme, überschlage ich, dass ich die 460 Kilometer von Paris nach Lyon im TGV fast in derselben Zeit geschafft hätte.
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