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Offizieller Wirtschaftsoptimismus

Berlin (taz) - Äußerst optimistisch sieht die Bundesregierung die wirtschaftliche Entwicklung des gerade begonnenen Jahres. Dies geht aus ihrem gestern veröffentlichten Jahreswirtschaftsbericht hervor. 2,5 Prozent soll das Wirtschaftswachstum betragen, die Inflationsrate sich irgendwo zwischen Null und einem Prozent bewegen, und die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 80.000 auf 2,15 Millionen zurückgehen. Ungewöhnlich schnell wurde der Bericht in diesem Jahr vorgelegt, ganz offenbar im Hinblick auf die letzte Phase des Wahlkampfes. SPD–Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth bezeichnet die Prognosen der Regierung als das „bislang gröbste Täuschungsmanöver in diesem Wahlkampf“. Die Daten unterscheiden sich erheblich von denen wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ging kürzlich von 1,5% Wirtschaftswachstum 1987 aus, und selbst der als regierungsnah geltende Sachverständigenrat wollte lediglich eine 2 Wirtschaftsforscher darin einig, daß die Preisstabilität in allererster Linie aufgrund der gesunkenen Ölpreise zustande kam. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat die im Jahreswirtschaftsbericht aufgezeigten Entwicklungslinien für 1987 dagegen als insgesamt realistisch gewertet.

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