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Archiv-Artikel

Off-Kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Mit Schirm, Charme und Melone – Das Beste von Emma Peel (Man-Eater of Surrey Green, The House That Jack Built)“ (OF) 4.12. im Arsenal 1„Tartüff“ 5.12. im Filmkunsthaus Babylon 1

So ganz passt sie ja nicht in die „Kommissarinnen“-Reihe des Arsenal-Kinos: Zwar ermittelt auch Mrs. Emma Peel (Diana Rigg) in allerlei reichlich merkwürdigen Fällen, doch müsste man sie eigentlich viel eher als freischaffende Agentin bezeichnen. Die Sendereihe „The Avengers“, in der Mrs. Peel seit 1965 Handkantenschläge verteilte, ging bereits 1961 erstmals über den britischen Äther; seinerzeit allerdings noch als Live-TV und mit zwei männlichen Hauptdarstellern. Als Ian Hendry, der den Arzt und Amateurspion Dr. David Keel verkörperte, aus der Serie ausstieg, machte man den mysteriösen Geheimagenten Mr. Steed (Patrick Macnee) zur Hauptfigur und stellte ihm nun eine Partnerin an die Seite. Das war jedoch immer noch nicht Mrs. Peel, sondern Cathy Gale (Honor Blackman), eine Judoexpertin im Lederdress. Aber nun hatte man die Erfolgsformel entdeckt: spannende und zugleich amüsante Abenteuer, eine nie ausgesprochene, jedoch unterschwellig vorhandene erotische Anziehung zwischen den Hauptfiguren sowie ein unbedingter Wille zum Stil. Avengers-Mode wurde Trend; Honor Blackman sang (na ja) sogar gemeinsam mit Macnee den Song „Kinky Boots“, und das passte eigentlich recht gut. Mit der mehr als selbstbewusst auftretenden Theaterschauspielerin Diana Rigg als Ersatz für Blackman (die sich in Richtung James-Bond-Film „Goldfinger“ verabschiedete) und den nun erstmals auf Filmmaterial gedrehten Folgen der Jahre 1965–67 erlebte die Serie ihre ganz große Zeit: Die Darsteller ergänzten sich in ihrer britisch-ironischen Art vortrefflich, Inszenierung und Kameraarbeit der einzelnen Folgen erreichten oftmals Spielfilmniveau, zudem wurden die Abenteuer, welche die Agenten mit „Schirm, Charme und Melone“ bewältigten, immer absurder – plötzlich gab es U-Boote im Burggraben, Atombomben im Kaufhaus und Leute, die mitten auf einem Feld ertranken. In „Man-Eater of Surrey Green“ versuchen unsere Helden, dem Verschwinden einiger Botaniker auf die Spur zu kommen und müssen dabei eine menschenfressende Pflanze aus dem Weltall bekämpfen; „The House That Jack Built“ führt hingegen ein Eigenleben und bemüht sich mit raffiniert gestalteten Fallen, die arme Mrs. Peel zu Tode zu bringen, die dank ihrer scharfen Intelligenz mit diesem Problem jedoch spielend fertig wird …

Die eigentliche Verfilmung von Molières Theaterstück „Tartüff“ bettete Regisseur F. W. Murnau 1926 in eine moderne Rahmenhandlung, welche die Geschichte vom frömmelnden Heuchler, der sich Hab und Gut eines reichen Mannes erschleichen will, widerspiegelt: Ein junger Mann, der seinem Großvater die Tücke der Haushälterin zu beweisen sucht, tritt dabei in der Maske eines Wanderkino-Schaustellers auf und führt die Tartüff-Geschichte als Film vor. Ein stilisiertes Werk mit den Ausnahmemimen Werner Krauss (der durchgeistigte Herr Orgon mit dümmlich-servilen Zügen) und Emil Jannings (als Tartüff; ein lüsterner Genussmensch hinter verkniffen-frömmelnden Gehabe) in den Hauptrollen.LARS PENNING