■ Österreichs Männern droht ein Hausarbeitsgesetz: Bündnis fürs Bügeln statt bloßer Ehe
Sage keiner, Österreichs Beamte wären faul. Die Spezialisten vom Wiener Statistischen Zentralamt haben erst kürzlich neue und sensationelle Daten veröffentlicht: Akribisch erhoben sie die Verteilung von Hausarbeit zwischen Frau und Mann und errechneten in statistischer Kleinarbeit, daß Putzen und Kochen in Österreich unverändert Frauensache sind. Nicht unbedingt eine neue Erkenntnis, doch die Zahlen sind so erschreckend, daß die sozialdemokratische Frauenministerin Helga Konrad nun handeln will. Ihr schwebt die Aufteilung der Hausarbeit per Gesetz vor, mit allen Konsequenzen. Zur Not müsse man eben die Verfassung ändern, meint Konrad.
Seit Herbst werden ihre Vorschläge bereits in einer „interministeriellen Arbeitsgruppe“ beraten. Sogar Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) kann sich mit der Sache offensichtlich durchaus anfreunden. Konrad: „Er hat versucht, Schritt für Schritt auf meine Argumente einzugehen. Er versteht, daß das ein Grundproblem und keine Lächerlichkeit ist.“
Die Männer, so belegen die unbestechlichen Statistiker, verbringen derzeit gerade mal eineinhalb Stunden täglich mit Hausarbeit, Frauen hingegen 3,33 Stunden. Frauen kochen 75 Minuten lang – auch neben dem Job –, putzen weitere 60 Minuten und nebenher waschen, bügeln und nähen sie. Männer kommen täglich mit zehn Minuten Putzen und Aufräumen aus, die Wäschepflege erledigen sie in der Rekordzeit von einer Minute. Und ihrem Nachwuchs schenken sie im Durchschnitt gerade mal 30 Minuten Zuwendung.
Schon in jungen Jahren wird die Rollenverteilung im Haushalt festgeschrieben: Töchter ab 15 Jahren helfen eineinhalb Sunden täglich mit, gleichaltrige Söhne nur halb so lange. Den Männern bleiben so insgesamt durchschnittlich vier Stunden und 43 Minuten tägliche Freizeit übrig, ihren Partnerinnen nur drei Stunden und 49 Minuten. Zahlen, die aufrütteln.
Auch eine andere Vordenkerin in Österreichs politischer Landschaft sieht deshalb Grund zum Handeln: die Generalsekretärin der konservativen Volkspartei, Maria Rauch-Kallat. Sie hält zwar wenig von neuen Gesetzen, will aber heiratswilligen Paaren Eheverträge schmackhaft machen. Hausarbeitsscheue Männer, mutmaßt sie, seien nämlich eher durch einen partnerschaftlichen Vertrag als durch harte Gesetze zum Mitbügeln zu bewegen. So wird der österreichische Mannn vielleicht schon bald noch vor dem Gang zum Standesamt zu wöchentlichem Kloputzdienst, zum Frühstückmachen und zur Nachtwache beim blähenden Nachwuchs vertraglich verpflichtet werden. „Ein heilsamer Nachdenkprozeß vor der Ehe schadet nie“, findet Rauch-Kallat.
Wie so oft im Leben haben auch hier mal wieder die USA Maßstäbe gesetzt. Erst vor wenigen Wochen ging der Ehevertrag von Rex LeGalley und seiner Frau Teresa durch die nordamerikanischen Medien. Auf 16 Seiten räumten die frisch Verheirateten sämtliche Konfliktpotentiale aus dem Weg: vom Einkauf und der Haushaltsführung (ihr Job) über maximale Ausgaben für Lebensmittel bis zum Sex (dreimal die Woche). Allerdings dient dieser Vertrag der Österreicherin Rauch- Kallat nur bedingt als Vorbild. Denn die Amis legten wenig partnerschaftlich fest: „Rex LeGalley ist das Oberhaupt der Familie. Er trifft alle Entscheidungen.“
Zur Vermeidung amerikanischer Fehlentwicklungen verweist die ÖVP-Generalsekretärin – die vor kurzem selbst heiratete (selbstverständlich mit einem Ehevertrag) und „die Theorie so einmal praktisch ausprobierte“ – auf den Leitfaden des Familienministeriums für eine glückliche Ehe. Dessen Ratschläge nahm sich eine Österreicherin, die einen Moslem heiratete, offenbar ernsthaft zu Herzen. Der Mann mußte sich im Ehevertrag tatsächlich dem Willen seiner Frau beugen: Für den Fall, daß er auf die Idee kommen sollte, außer seiner Angetrauten noch die ihm vom Islam her zustehenden drei Nebenfrauen zu ehelichen, verlangte seine Zukünftige vorausschauend Absicherung: Pro weitere Frau, so ließ die gewiefte Heiratswillige vom Notar festschreiben, muß der Mann ihr, quasi als Hauptfrau, umgerechnet 15.000 Mark Schmerzensgeld zahlen. Daniel Asche
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