: Obrigkeitsstaaten weltweit
betr.: „Die Mehrheit übt sich in Demut“ (Russland-Wahl), Kommentar von Klaus-Helge Donath, taz vom 9. 12. 03
Ich bin von Ihrer Berichterstattung sehr enttäuscht.
Warum nicht: Amerikaner gehorchen Bush? Justizminister Ashcroft beruft sich stets auf den commander-in-chief Bush, wenn er Gesetzeswidrigkeiten genehmigt. Israelis gehorchen Scharon. Die Israelis wagen es nicht, den Selbstmordkurs von Ariel Scharon an der Wahlurne zu beenden. Spanier gehorchen Aznar. 85 % der Spanier lehnen den Irakkrieg ab. Dennoch gewinnt Aznar die Wahlen.
Italiener gehorchen Berlusconi. 75 % der Itlaiener lehnen den Irakkrieg ab. Dennoch wird Berlusconi weiter gewählt. Lex Berlusconi wird geduldet. Polen gehorchen Miller. Im Eifer, den Amerikanern zu gefallen, sind die Polen bereit, ihre vergangenen Leiden anderen Völkern anzutun = Okkupation des Iraks. Briten gehorchen Blair. Obwohl die Mehrheit der Briten den Irakkrieg ablehnen, hat Blair England daran beteiligt.
Politiker aller Länder der Welt ignorieren jegliches Recht, inklusive des Völkerrechts und der Genfer Konventionen. Politiker sind sich darin einig, dass sie über dem Gesetz stehen, das Gesetz machen. Kehrt der Obrigkeitsstaat nicht in allen Ländern der Welt wieder? Ist nicht die Wahl in Russland im Gleichklang mit dem Zeitgeist? Von der taz hätte ich Widerstand gegen diese weltweite Gesetzlosigkeit erwartet.
THEODOR VON HAIMBERGER, Victoria, Kanada
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