: Ob die Göre das Echo verträgt?
betr.: „Hilfe, sie hat ein Kind!“, taz-Magazin vom 11. 1. 03
Entscheidend, ob eine „Stieffamilie“ gelingt oder nicht, ist, dass das Stief-Elternteil nicht zum Steif-Elternteil – mit ’nem Knopf im Ohr – mutiert, mit dem man entweder alles oder gar nichts machen kann, weil es – den Teddybären gleich – weder ein Eigenleben führt, noch in der Lage ist, Grenzen zu setzen.
Auch wenn Teddybären eine feine Sache zum Knuddeln oder zum Wutablassen sind, wenn ein Kind aus irgendeinem Grund seine (Stief-)Eltern am liebsten einmal an die Wand klatschen würde. Doch für Eltern gilt das Gleiche wie für Stiefeltern: Profil zeigen. Einmischen. Ohne Scheu vor Ablehnung. […] Die Botschaft der Erwachsenen (an die Kinder und an sich selbst) muss heißen: Der „Stief“ gehört zu mir und damit auch zu uns. Ich gehöre zu meinem Partner und damit zu euch.
Gerade in der Pubertät haben die jugendlichen „Stiefkinder“ nichts mehr nötig zu Hause als (zwei) Erwachsene, die ihnen eine Reibungsfläche bieten. Und damit hat der „Stief“ dem „biologischen“ Elternteil etwas vorweg: die alltägliche Lebensgemeinschaft, in der alles möglich ist, und eben nicht nur die „Wochenendbesuchsidylle“. Die „Stiefkinder“ danken es, denn sie werden die Reibung vermissen, wenn zum Beispiel wie in unserem Fall der „Stief-Papa“ einmal eine Weile nicht da war: „Es war so langweilig ohne dich, ich konnte gar niemanden nachäffen!“ Mal schauen, ob sie auch mein „Echo“ verträgt, die Göre.
KLAUS HELMER, Steinkirchen
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