ORTSTERMIN: DIE ARBEITSGRUPPE TOURISMUS DER UNIONSFRAKTION BESUCHT DEN HANSA-PARK : Zuerst das Pressefoto
Rita Pawelski blickt skeptisch auf das Gemäuer und berührt dann die auf den Hanse-Stil getrimmte Fassade. „Ist das Plastik oder Stein?“, fragt die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Hannover. Rasmus Vöge, jahrelang Vorsitzender der Jungen Union in Schleswig-Holstein und heute CDU-Landtagskandidat tut es ihr gleich. Sie kommen überein: Der Stein ist echt.
So alt wie sie aussehen sollen, sind die Gebäude trotzdem nicht. Sie stehen im Hansa-Park in Sierksdorf an der Ostsee – ein kleines Hanse-Retro-Dörfchen entsteht hier – im Eingang steht ein verkleinerter Nachbau des Lübecker Holstentors.
Pawelski besichtigt mit der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Park. Sieben Bundestagsabgeordnete stehen auf der Teilnehmerliste. Die Gruppe tourt drei Tage lang durch Schleswig-Holstein. Sie besichtigt Friedrichstadt, St. Peter-Ording, das Eidersperrwerk, Lübeck, Scharbeutz – und eben den Hansa-Park in Sierksdorf. Den besucht die Gruppe „auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer“, behauptet die Marketing-Abteilung des Freizeitparks. „Klausur-Tagung“ heißt das in der Sprache der Abgeordneten.
An jedem Ort zeigt sich auch die lokale CDU-Prominenz, die im Kreistag sitzt oder im Kieler Landesparlament – oder eben hofft, das bald tun zu dürfen – wie Vöge.
Die Gruppe ist kaum angekommen, da fordert sie der Abgeordnete Ingo Gädechens auf, zum Foto vor dem Holstentor zusammenzutreten. Seinen Mantel hat er schon abgelegt – es ist sein Wahlkreis und das Foto ist der erste Tagesordnungspunkt des Besuchs.
Der Geschäftsführer des Parks, Christoph Andreas Leicht, führt die Gruppe herum. Der Betreiber, eine GmbH & Co KG, ist ein Familienbetrieb, wie Leicht betont. „Ich bin ein persönlich haftender Unternehmer“, sagt er. Er hat nicht viel Zeit mit den Abgeordneten. Sofort beginnt er mit einem Vortrag über die wirtschaftliche Situation von Freizeitparks allgemein – und wie schlecht es einigen Konkurrenzunternehmen gehe, die keine Familienunternehmen sind. „Die sind ausgelutscht“, erzählt er den Abgeordneten. Sie seien zum Teil völlig überschuldet. Das könne jeder im Internet einsehen. Um ihn herum steht nur ein Teil seiner Gäste – der andere unterhält sich oder telefoniert.
Leicht, der auch Präses der Industrie und Handelskammer Lübeck ist, erzählt, was das Geschäft mit den Freizeitparks in Deutschland so schwer macht: Mit den Volksfesten und den Sportvereinen konkurrieren sie um das Wochenende der Menschen, mit dem Urlaub im Ausland um die großen Brocken im Freizeitbudget.
Die Vorsitzende bedankt sich, die Gruppe steigt in zwei Caddys und fährt zu einer Fischerkate – dort hat Leicht noch einmal 20 Minuten, um seinen Park zu präsentieren – ohne Presse.DANIEL KUMMETZ