OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Cartoon, die in Belgien ansässige europäische Vereinigung für Animationsfilme, veranstaltet nun bereits zum siebten Mal das heute in Babelsberg beginnende Forum Cartoon Movie. Drei Tage lang präsentieren europäische Produktionsfirmen dort ihre Ideen und Filme in sehr unterschiedlichen Phasen der Fertigstellung. Sie alle suchen dabei nach Koproduzenten und Verleihfirmen in anderen Ländern. Und das lohnt sich allemal: Seit der Gründung von Cartoon Movie hat sich die Anzahl der in Europa produzierten Trickfilme mehr als verdoppelt. Zum zweiten Mal darf nun wieder das Publikum ein Stück weit an der Veranstaltung teilhaben: Von Donnerstag bis Sonntag werden im Filmkunst 66 und im Thalia Potsdam vier europäische Zeichentrickfilme gezeigt, die bislang in Deutschland noch nicht zu sehen waren. Dabei wird deutlich, dass auch in unseren Breitengraden kaum mehr etwas ohne die 3-D-Computeranimation (CGI) geht: So schickt der französische Regisseur Daniel Robichaud etwa seinen Helden Pinocchio als CGI-Roboter ins Jahr 3000 („P3K – Pinocchio 3000“), und auch Terkel, der dänische Durchschnitts-Elfjährige mit Unmengen von überaus grotesken Alltagsproblemen, entstammt dem Computer. Ebenfalls aus Dänemark kommt die Produktion „H.C. Andersen and the Long Shadow“, eine Kombination aus Real- und Trickfilm, in dem der Märchendichter auf die von ihm geschaffenen Kreaturen trifft. Allein der spanische Film um erste Bewährungsproben des Nationalhelden „El Cid“ ist ein klassisches Zeichentrickabenteuer: Hier orientiert man sich mit einem „amerikanischen“ Zeichenstil vor allem am internationalen Markt.
Zweifellos gehörte Karl Valentin zu den bedeutenden Filmpionieren Deutschlands: Bereits eine Reihe von Werken aus den Jahren 1912–1915 zeigt ihn als überaus originellen Komiker, der in seinen Filmen der kleinbürgerlichen Existenz und ihrem Streben nach Ordnung mit enormer Umständlichkeit und deutlicher Lust an der Zerstörung den Kampf ansagt. Berühmt machten ihn jedoch vor allem die Filme mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt: Mit wortwörtlich genommenen Dialogen und bis zum bitteren Ende gedachter Logik erklomm man gemeinsam immer neue Gipfel der Absurdität. Harmlos war das nicht – kein Wunder also, dass Valentins Filmkarriere im Dritten Reich endete.
Mit „Der Zauberer von Oz“ steht die Wiederaufführung eines wahren Klassikers ins Haus: Im legendären Märchenmusical wird die seinerzeit sechzehnjährige Judy Garland von einem Sturm aus dem schwarzweißen Kansas ins Technicolor-farbige Zauberland Oz geweht, wo sie neue Freunde findet, guten und bösen Hexen begegnet und feststellen muss, dass der große Zauberer eine ziemliche Enttäuschung ist. Allein der Zauberer Oz kann ihr helfen, wieder nach Hause zu gelangen. Das ist mehr als charmant und mitreißend – und keineswegs nur für Kinder gedacht. Die bis zur Perfektion getriebene Maske, die Special Effects, die wunderbar kitschigen Kulissen und die ausgeklügelte Choreografie – muss man einfach sehen. Lars Penning