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Archiv-Artikel

OFF-KINO Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Nachdem im Fernsehen ja kürzlich das 40-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung ausführlich gewürdigt wurde, kommt hier ein kleiner Hinweis auf die tatsächliche Geschichte der Mondlandung: In „Fly Me to the Moon“, dem ersten vollständig in analoger 3-D-Technik produzierten abendfüllenden Animationsfilm, schmuggeln sich drei abenteuerlustige Fliegen in die Raumkapsel von Apollo 11 und fliegen mit den Herren Armstrong und Aldrich zum Erdtrabanten und auch wieder zurück. Da wurden uns von der Nasa bislang offenbar einige bedeutende Details vorenthalten, ebenso wie die skandalöse Verwicklung des sowjetischen Insekten-Geheimdienstes in dieses Abenteuer. Gut, dass die Wahrheit endlich auf den Tisch kommt, und ebenso schön ist, dass sich der Film des belgischen Imax-Veteranen Ben Stassen weitgehend jeder Spezial-Effekthascherei enthält und einfach nur seine familienfreundliche Geschichte erzählt. (30.–31. 7., 3.–5. 8. Cinestar Imax Sony Center)

Einen großen Teil des Frühwerks von Jean-Luc Godard gibt es in der kommenden Woche in verschiedenen Kinos zu sehen: Mit „A bout de souffle“ („Außer Atem“, 1960) wollte der Regisseur ja eigentlich eine Hommage an amerikanische B-Krimis schaffen, doch dann gelang ihm ein Avantgardefilm, über dessen formale Neuerungen sich die Zeitgenossen die Köpfe heiß redeten. „Vivre sa vie“ (1962) ist dann allerdings schon sehr typisch Godard: ein Essayfilm über das Verhältnis von Bild, Wort und Ton, dazu eine detaillierte Studie der Prostitution und eine Liebeserklärung an die Hauptdarstellerin und damalige Godard-Gattin Anna Karina. „Le Mépris“ (1963) reflektiert nicht zuletzt Godards bisherige Erfahrungen im Filmgeschäft, diskutiert des Weiteren den Starstatus von Hauptdarstellerin Brigitte Bardot sowie die Auswirkungen beruflicher Entscheidungen auf private Beziehungen. In „Alphaville“ (1965) widmet sich Godard dann der Science-Fiction und schafft die durch Verfremdung der Realität entstehende Zukunftsvision eines totalitären Staates. „Pierrot le fou“ (1965) ist schließlich Godards Version eines Abenteuerfilms mit Jean-Paul Belmondo: eine romantisch-essayistische Gangsterstory mit viel Literatur, Kunstgeschichte und diversen Leichen sowie Rot und Blau im Scope-Format. („Außer Atem“ 30.–31. 7. Arsenal, 1. 8. Lichtblick; „Vivre sa vie“ 1.–2. 8. Arsenal, 3. 8. Lichtblick-Kino; „Le Mépris“ 4. 8. Freiluftkino Mitte; „Alphaville“ 5. 8. Lichtblick; „Pierrot le fou“ 2. 8. Lichtblick)

Einer meiner immer wieder gern gesehenen Favoriten ist Jacques Tatis „Playtime“ (1967), die wohl dunkelste Variation seiner These von der Verlorenheit des Menschen in der modernen Welt. Dazu erschuf Tati eine ganze Kulissenstadt, ein hypermodernes Paris auf Rollen, in dem die einzelnen Gebäude einer erkennbaren Funktion entkleidet sind. So gerät der Versuch M. Hulots, eine Verabredung einzuhalten, zu einer Odyssee durch die austauschbaren Glas- und Betonbauten. Die Gags laufen in „Playtime“ häufig wie beiläufig ab und lassen Tatis Komik recht beklemmend erscheinen. (31. 7.–1. 8. Filmkunst 66) LARS PENNING