OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
David Abbott liegt gemeinsam mit dem Phantom einer Komapatientin auf dem Bett und denkt an Sex. Sex mit dem Geist der Komapatientin. Der Mann hat definitiv ein Problem: Denn wer hätte jemals davon gehört, dass die Geister von Komapatientinnen so einfach irgendwo in der Gegend herumliegen? Und außerdem benötigt man zur körperlichen Vereinigung nun einmal auch den Körper. Also muss der Geist von Elizabeth wieder hinein in seine fleischliche Hülle. Was mit entsprechenden Verwicklungen verbunden ist. Regisseur Mark Waters beweist in der romantischen Fantasy-Komödie „Just Like Heaven“ Mut zum weitgehend unbeschwerten Blödsinn und paart charmanten Humor mit einem Schuss wohldosierter Sentimentalität. Im Arsenal zu sehen mit einer Einführung von Alexandra Tacke von der HU zum Thema „Scheintod, Tiefschlaf, Koma: Eine Faszinationsgeschichte“. (OF, 7. 12., Arsenal)
Populär wurde der italienische Regisseur Nanni Moretti bei uns vor allem mit seinem Tagebuchfilm „Caro diario“ (Liebes Tagebuch, 1993), in dem er mit dem Motorroller durch Rom fährt, dabei Öffentliches, Politisches und Privates miteinander verknüpft und auf diese Weise eine Bestandsaufnahme des italienischen Lebens in den 1990er Jahren schafft. Das Arsenal zeigt im Dezember nun eine Retrospektive von Morettis Werken, darunter auch Super-8-Filme aus den Siebzigern, zu denen der Regisseur höchstpersönlich eine Einführung geben wird. Aus der Zeit noch vor „Liebes Tagebuch“ stammt auch „Palombella rossa“ (Wasserball und Kommunismus, 1989), eine satirische Parabel auf den Zustand der italienischen Linken, in der Morettis Figur Michele Apicella nach einem Autounfall sein Gedächtnis verloren hat. Bald muss er feststellen, dass er sowohl Wasserballspieler als auch Kommunist ist, der wenige Tage zuvor in einer Fernsehdiskussion zu sehen war. Ständig wird er deshalb von anderen Leuten in grotesker Weise bestürmt, kann sich jedoch nicht erinnern, was er gesagt hat. Also versucht er, sich darüber klarzuwerden, wie seine politischen Ansichten überhaupt aussehen – und die scheinen mit der Parteilinie nicht übereinzustimmen. Nanni Moretti ist am 4. und 5. Dezember bei der Vorführung seiner Filme anwesend. („Caro diario“, OmeU, 4./6. 12.; Morettis Super-8-Filme, „Palombella rossa“, OmeU, 5. 12., Arsenal)
Angesichts der in der Gemäldegalerie zu begutachtenden „Hommage an Caravaggio“, wo neben den beiden in Berlin und Potsdam befindlichen Carravaggio-Gemälden auch die römische Leihgabe einer „Johannes der Täufer“-Darstellung zu sehen ist, kann man sich im Eiszeit einmal mehr Derek Jarmans unkonventionelle Filmbiografie zu Gemüte führen: „Caravaggio“ (1986) bietet neben der souveränen Jarman-Muse Tilda Swinton den Briten Nigel Terry in der Titelrolle des aufbrausenden Malers, der sich beim Malen mythologischer Szenen recht gern an den Körpern nackter Jünglinge delektiert, sowie Jarmans Versuch, sich in der Bildgestaltung am Hell-Dunkel-Kontrast der Barockmalerei zu orientieren. (OmU, 4. 12., Eiszeit) LARS PENNING