Nur konsequent

Betr.: „Kein Heroin mehr in Hannover“, „Abhängige sind kein Abschaum“, taz nord vom 20. 11. 2006

Der schleichend eingeleitete Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik wird wieder einmal gebremst. Auch als ehemaliger Leiter des Drogendezernats des Hamburger Landeskriminalamts halte ich dies für eine bedauerliche Entwicklung. Die Drogenproblematik liegt längst nicht mehr allein in der Sucht sowie den sucht- und konsumbedingten Schäden, sondern zunehmend in den durch den strafrechtlichen Bekämpfungsansatz – unbeabsichtigt – ausgelösten Folgen. Die ausschließliche Möglichkeit der Konsumenten, sich – sofern sie nicht substituiert werden oder am Heroinprojekt teilnehmen – auf einem illegalen Markt zu versorgen, führt zu horrenden Endverbraucherpreisen mit der in der Regel zwangsläufigen Folge von Beschaffungskriminalität, -prostitution und/oder Drogenkleinhandel und enormen Gewinnen für die Großhändler. Die Entkriminalisierung jedweden Drogenkonsums wäre deshalb nur konsequent.

HOLGER GUNDLACH, Hamburg