Nur Rammeln bringt auch nichts: Empfindliche Hasen
Feldhasen können sich zwar imposant schnell vermehren. Trotzdem stehen sie auf der Roten Liste, weil Landwirtschaft und Biobenzin ihre Lebensgrundlage rauben.
Der Feldhase ist ein armer Kerl. Seit Jahren schon steht er in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Seit Jahren schon geht sein Bestand zurück.
Zwar leben in Deutschland im Schnitt zwölf Hasen pro Quadratkilometer, sagt der Deutsche Jagdschutzverband. Das ist allerdings ein Tier weniger als noch im Vorjahr. Der Rückgang ist nicht darauf zurück zu führen, dass sich Lepus europaeus aufgrund von Nahrungsknappheit weniger paart.
„Hasen vermehren sich fleißig“, sagt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdschutzverbands. Drei mal im Jahr bringt eine Häsin ungefährt drei Junge zur Welt. Dadurch wuchs die Population in den letzten Jahren zwischen Frühling und Herbst um jeweils zehn Prozent. Insgesamt hoppeln vier Millionen Feldhasen über deutsche Wiesen.
Zwei andere Dinge dezimieren den Bestand der Hasen trotz ihrer hohen Geburtenrate im Sommer: Die vergangenen beiden Winter waren sehr kalt und lang, außerdem werden die Anbauflächen der Landwirtschaft immer größer. Felder werden zusammengelegt, ehemaliges Brachland wird erneut genutzt, so dass sich die Hasen nicht mehr auf freiem Feld ernähren können, erklärt Torsten Reinwald. Innerhalb von elf Jahren sind die Brachflächen in Deutschland auf 2.300 Quadratkilometer geschrumpft, das sind 72 Prozent weniger als noch im Jahr 2000.
Einer der Gründe: 2008 wurden die EU-Subventionen für Brachflächen gestrichen. Die Mais-Anbauflächen sind auf 25.000 Quadratkilometer gewachsen – 60 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. „Das ist der Biogas-Boom“, sagt der Biologe Reinwald. Die Subventionen für die grüne Energie wirke sich hier nachteilig auf die Artenvielfalt aus.
Ein empfindliches Tier
Ein weiteres Problem sei auch, dass der Feldhase ein sehr empfindliches Tier in Bezug auf Nahrung und Umgebung sei: „Der Hase ist ein wahrer Feinschmecker“, sagt Reinwald. Das Tier brauche eine Vielzahl von Kräutern, „Unkraut, das den Menschen nicht passt“, sagt er weiter. Das Hasenfutter wächt an den Rändern von Feldern und auf Blühstreifen dazwischen. Davon gibt es wegen flächendeckender Monokulturen immer weniger, was die Hasen bedroht.
Allerdings gibt es auch Hoffnung: Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes weist darauf hin, dass bereits 35 Prozent der Bauern hierzulande Agrarumweltmaßnahmen anwenden, viele davon im Südwesten Deutschlands.
Die LandwirtInnen verpflichten sich dabei, auf rund einem Viertel ihrer Ackerfläche umweltgerechter anzubauen, zum Beispiel später zu mähen. „Das kommt auch dem Feldhasen zugute“, sagt Udo Hemmerling. Im Gegenzug erhalten die Landwirte finanzielle Förderung von EU- und Länderebene.
Eine noch höhere Fluktuation als die Feldhasen hat die Osterhasenpopulation: Rund 104 Millionen Schokoladen-Hasen sind für die heimischen Verbraucher in diesem Jahr produziert worden. Ihr Bestand sinkt demnächst auf Null.
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