■ Normalzeit: Tauschhandel
Uschi, eine alte Bekannte, besaß einen alten kastrierten Kater, der – kurz nachdem sie sich einen Anrufbeantworter von Panasonic gekauft hatte – verstarb. Sie wollte ihn nicht in den Müll werfen, sondern anständig im Grunewald vergraben. Dazu packte sie die Leiche in den Panasonic-Karton, den sie sorgfältig verschnürte. Auf dem Weg zur S-Bahn kam sie in der Kantstraße am Aldi-Laden vorbei. Ein junger Mann zupfte Uschi am Ärmel. Als Pole dürfe er nur drei Packungen Kaffee kaufen, erklärte er ihr, er benötige aber zehn. Er würde ihr 100 DM geben und vor der Tür auf sie warten. Uschi willigte ein und gab dem Polen so lange ihren Karton. Als sie mit den zehn Packungen Kaffee wieder rauskam, war der Mann verschwunden – und mit ihm ihr toter Kater.
Als sie mir die Geschichte erzählte, besaß sie immer noch 9 Pfund Kaffee aus dem Deal: Er schmeckte nicht besonders. Wir tranken ihn quasi mit Todesverachtung. Und kamen dabei auf das Problem der „polnischen Wirtschaft“ zu sprechen: Eigentlich dürfe man darüber ja, über Polen generell, gar keine Witze machen, in dieser ausländerfeindlichen Arier-Atmo zur Zeit, meinte sie, aber gerade darum müsse man es tun. Aber das mit ihrem Kater (der im übrigen Kasimir hieß) sei genaugenommen natürlich eine Sauerei: „Da gibt es nix!“ Helmut Höge
wird fortgesetzt
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