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Nordseeinseln verlieren RechtsstreitAussicht auf Windräder

Borkum und Wangerooge verlieren einen Rechtsstreit gegen zwei Windparks vor ihren Küsten. Sie befürchten Schiffsunfälle und ausbleibende Touristen.

Schaf mit Windrad auf modern. Bild: dpa

HAMBURG taz Die Klagen der Nordseeinseln Borkum und Wangerooge gegen zwei Windparks vor ihren Küsten sind abgewiesen worden. Das Verwaltungsgericht Oldenburg erklärte sie am Mittwoch für unzulässig, weil die Gemeinden nicht in ihren Rechten betroffen seien. Die Inseln hatten geltend gemacht, die Windräder beeinträchtigten den Seeblick.

Gut 14 Kilometer nordwestlich von Borkum planen die Firmen EWE und Enova den Windpark Riffgat mit 44 Anlagen. 13 Kilometer nordöstlich von Wangerooge will das Unternehmen Energiekontor 14 Anlagen zum Windpark Nordergründe zusammenstellen. Die Anlagen vor Wangerooge sind mit der zurzeit größten möglichen Nennleistung von 5 Megawatt projektiert. Zusammen mit den Flügeln sind sie 147 Meter hoch.

Das Gewerbeaufsichtsamt in Oldenburg ist für die Genehmigung der Windparks zuständig, weil sie innerhalb der deutschen Zwölf-Seemeilen-Zone geplant sind. Offshore-Windparks weiter draußen in Deutschlands ausschließlicher Wirtschaftszone (AWZ) müssen vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt werden. Der weitaus größte Teil der Windparks, die maßgeblich zur Energiewende in Deutschland beitragen sollen, ist auf hoher See in der AWZ geplant.

Die Windräder seien in der gleichen Entfernung geplant wie das 30 bis 35 Meter hohe Leuchtfeuer Alte Weser, das an zwei von drei Tagen im Jahr gut zu sehen sei, sagt Wangerooges Bürgermeister Holger Kohls. Er betrachtet die Windparks als "Horizontverschmutzung". Einer Umfrage nach würden die Windräder 12 bis 16 Prozent der Touristen massiv stören. "Es ist damit zu rechnen, dass Gäste wegbleiben", sagt Kohls.

Wegen der Nähe zum Weserfahrwasser sei überdies das Risiko groß, dass manövrierunfähige Schiffe in den Windpark drifteten und leckschlügen. Damit drohe eine Ölkatastrophe - der GAU für die Umwelt und für den Tourismus.

Die Windparks lägen außerhalb der Gemeindegebiete, urteilte hingegen das Gericht. Ihre Genehmigung könne das Selbstverwaltungsrecht der Inseln nicht beeinträchtigten. Negative Folgen für den Tourismus seien "nicht überzeugend dargelegt worden". Das Risiko von Schiffshavarien könne nicht den Windparks, sondern allenfalls den Schiffen zugerechnet werden. Gegen die Urteile kann Berufung eingelegt werden. (Az. 5A2025/08; 5A2653/08)

GERNOT KNÖDLER

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13 Kommentare

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  • C
    CanyBandit

    Har, har, har. Selten so gelacht. Da jammern die Leute weil Windräder die Umgebumng verunstalten. Oh mein Gott. Was für ein Schrecken, was für ein Terror! AKW's und Kohlekraftwerke sind dagegen ein optischer Blickfang. Und Gott sei Dank sind sie auch noch schön weit weg. Und solange die Entlager für Atommüll ebenfalls weit weg von uns sind ist doch alles in bester Ordnung.

     

    Strom wollen alle haben. Und den auch noch schweinebillig. Am besten gleich umsonst. Aber bitte keine Windräder oder so einen Mist. AKW's sind doch soooo umweltfreundlich. Tschernobyl... so etwas kann doch nicht bei uns passieren. CO2 Ausstoß von Kohlekraftwerken... Kühlwassermengen aus dem Meer oder Flüssen?

    Geh mir weg mit dem Unsinn. Was geht es mich an wo der Strom herkommt, hauptsache zu mir nach Hause und vor allem billig!

    Hören wir endlich auf diesen ganzen Mist mit der Subvention für EE und bauen mit dem Geld weitere AKW's. Dann wird der Strom ganz sicher noch billiger. Wer ist eigentlich auf diesen Unsinn der EE gekommen?

  • Z
    Zitterpappel

    Ich bin kein Physiker und darf mir daher auch nicht wie all die anderen schlauen Leute hier ein Urteil über den Sinn oder Unsinn von EE erlauben. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass einige populäre Wessenschaftler Windkrafträder mit Zahlenwerken als nutzlos betrachten während andere populäre Wissenschaftler sie dagegen mit Zahlenwerken hochloben. Wer hat denn nun Recht? Ich weiß es nicht (:-(

    Aber in einem Punkt waren sich zumindest bisher alle populären Wissenschaftler einig. Die Entsorgung von Atommüll ist ein ernstes Problem für dei Zukunft. Atomkraftwerke könnten(!) trotz aller Sicherheitsvorkehrungen zu einer weitaus größeren Katastrophe führen, als ein umgefallenes Windrad.

    Ob ein Windrad die Umgebung verunstaltet ist eine reine Geschmacksfrage. Es schimpft ja auch niemand über das ohrenbetäubende Gebimmel der Kirchtürme, die ich als wesentlich schlimmer empfinde.

     

    Ich meine, jeder der nach einem AKW oder einem Kohlekraftwerk schreit darf dieses auch gerne nutzen, wenn er sein Häusle gleich dort neben baut :-).

  • BG
    Bürger G.

    Lieber iBot,

    bei einer installierten Windenergieleistung von ca. 22.000 MW entsprechen 5.781 MWh produzierte Strommenge einer Effizienz von 1 %, denn es hätten bei 100 % 510.000 MWh sein müssen!. "Anteil" meint wohl den Anteil an der gesamten Stomproduktion: Der wäre aber an diesem Tag im Promille bereich gewesen, weshalb ich es mir erspart habe es aufzuführen...

    [gestern: 15.12. waren es im Übrigen 25.519 MWh was einer Effizienz von gerademal 5 % entspricht] Eine Kernenergie-Doppelblockanlage (z.B. Biblis) produzierte gestern übrigens ca. 60.000 MWh...

     

    zu den Subventionen: Jeder kann es sich gerne ausrechnen: Für jede erzeugte kWh der EE gibt es eine bombastische Vergütung, diese wird auf die Allgemeinheit umgelegt (höhere Strompreise) diese Subventionen (und das ist in mehreren Publikationen beschrieben) werden sich in den nächsten Jahren (da festgeschrieben) auf 100 Mrd summieren!

  • I
    iBot

    Immer wieder herrlich, wie die Verschandelung der Landschaften durch Windräder beklagt wird. Als hätten wir keine anderen Probleme. Übrigens sind Kern- und Kohlekraftwerke nicht durchsichtig und würden Kirchtürme und historische Windmühlen garantiert nicht unangetastet lassen. Und gerade wenn man seine Nordseeinseln so liebt, sollte man vielleicht einen Tick über den Tellerrand denken - Klimawandel hat nämlich auch mit steigendem Meeresspiegel zu tun.

     

    "Milliarden Euro Subventionen" sind keine harten Daten. "Harte Daten" wären ein Bundes-, Landes-, oder Kommunalhaushalt, in dem ein Ausgabenposten für die Förderung erneuerbarer Energien steht. Viel Spaß beim Suchen.

    Genausowenig sind Daten von genau einem Tag (wie im Bsp. des Bürger G.) "hart", schon gar nicht wenn man die Worte "Effizienz" und "Anteil" nicht auseinanderhalten kann. Vielleicht ist hier Lesen statt "Klotze gucken" angebracht.

  • T
    thiotrix

    @ tom

     

    Hier geht es um die Fakten- auch wenn diese Ihnen nicht gefallen und Sie die Erwähnung harter Daten als „altkonvervativ und reaktionär" empfinden mögen. Strom wird nicht durch Wunschdenken erzeugt, der Anteil der Windkraft ist sehr bescheiden und auch nur möglich, weil die äußerst unregelmäßige Stromabgabe der Windmühlen durch Kohlekraftwerke als Reserven ausgeglichen werden kann.

    Hier noch mal die Fakten:

    In 2007 wurde die Stromversorgung in Deutschland durch folgende Energieträger gesichert:

    Braunkohle 24,0%

    Kernenergie 22,3 %

    Steinkohle 22,3 %

    Erdgas 12,0 %

    Heizöl/Sonstiges: 5,1 %

    Wind 6,6 % (aus 20.000 Windrädern)

    Biomasse 3,7 %

    Wasser 3,4 %

    Photovoltaik 0,5 %

    Konventionelle Energien: 85,8 % -Erneuerbare Energien: 14,2 %.

    Der Anteil der Windkraft ist also trotz Milliarden Euro Subventionen und weiträumiger Landschaftsverschandelung mit 6,6 % sehr bescheiden – und eben nur möglich, weil konventionelle Kraftwerke auf halber Kraft und damit unwirtschaftlich in Bereitschaft gehalten werden müssen, um die vielen windschwachen oder gar windstillen Phasen zu überbrücken.

    Und was die Windmühlen aus früheren Zeiten angeht: warum sind diese eigentlich, sobald es technisch möglich war, durch Dampfmaschinen und später durch Dieselmotoren ersetzt worden?

    Fahren Sie mal nach Cuxhaven und richten Sie Ihren Blick auf das östliche Elbufer – die Elbe ist hier ca. 20 km breit! Dort sehen Sie einen Horizont voller Windkraftwerke, die sämtliche anderen Gebäude, auch Kirchtürme und historische Windmühlen um die doppelte oder dreifache Höhe überragen. Oft genug können Sie erkennen, daß viele hundert Windkraft-Monster flügellahm in der Gegend herumstehen – kaum ein Windrad dreht sich! Gut daß Kohle-, Kern – und auch Gaskraftwerke bereitstehen, um den benötigten Strom mit der geforderten Versorgungssicherheit zu liefern (Zur Erinnerung: Kohle-, Kern- und auch Gaskraftwerke erzeugen gegenwärtig 85,8 % des Stromverbrauchs!). Die geplanten Windkraftwerke ( 5 MW Leistung) werden noch deutlich höher ausfallen und entsprechend auch die optische Verschmutzung des Horizonts. Um ein Kohlekraftwerk von 1000 MW zu ersetzen, reichen 200 Offshore-Windkraft- Ungetüme natürlich nicht nicht aus; meist wird deutlich weniger bis gar kein Strom abgegeben. Daher wären – bezogen auf die gesamte Leistungsabgabe - zum Ersatz eines Kohlekraftwerkes ca. 1000 Windmühlen á 5 MW erforderlich und selbst das reicht nicht, denn für Windstille brauchen wir trotzdem wieder 1000 MW Kohlekraftwerksleistung! Einziger (Un)sinn des ganzen Aufwandes: statt einer Anlage müssen jetzt 1000 Windmühlen + ein Kohlekraftwerk gebaut und bezahlt werden.

  • BG
    Bürger G.

    @tom: "diese Techniken mit so viel Geld und Zeit gefördert würden, wie die Atomkraft es wurde und wird, dann wären wir schon weiter.." ---nein, leider nicht, denn die "Förderung" der EE hat bereits ein vielfaches der angeblichen Förderungen der Kernenergie verschlungen und hat bisher sehr viel weniger Strom erzeugt, nämlich einen Bruchteil davon!

     

    Schade, immer und immer wieder die gleichen falschen Propaganda-Argumente der "TrittIhns" und "SonnengottScheers"..... langweilig!

  • T
    tom

    Seltsame Kommentare - und das in der taz!?! Ich freu' mich über jedes Windrad und jedes Solarpanel - wenn diese Techniken mit so viel Geld und Zeit gefördert würden, wie die Atomkraft es wurde und wird, dann wären wir schon weiter.. Ich bin seit Kindestagen ein begeisterter Nordseeinselfan, liebe die Natur und die Weite - aber Windräder stören dabei nun wirklich nicht! Im Gegenteil... An die einstigen high-tech-Windräder unserer Vorfahren (Windmühlen!)haben wir uns doch auch gewöhnt, empfinden sie heute als schön, malerisch, landschaftsprägend. So gehts mir als Enddreißiger mit den heutigen Windrädern, und den nachwachsenden Generationen wohl erst recht. So viel altkonservatives und reaktionäres in der taz lesen zu müssen... mann, mann, mann!...

  • BG
    Bürger G.

    Gestern 11.12.2008 betrug die ges. Windkraftproduktion in Deutschland (22.000 MW): 5.781 MWh....das entspricht einer Effizienz von gerademal 1% !!!! die fehlenden 99 % mussten Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke beisteuern!!!!

     

    zum Glück hatten wir es gestern warm in der Wohnung und konnten "Klotze" gucken! ;-)

     

     

    Um aus dem Zufallsstrom sinnvollen Strom zu machen sind noch Jahre nötig

  • JN
    Jan Niemann

    Meine Lieben,

    mir ist echt schleierhaft, wie man so selbstbezogen argumentieren kann und sich in seinem Blick eingeschränkt fühlen würde. Lächerlich egoistisches Argument. Demjenigen würde ich gern n Braunkohleschornstein in den Garten setzen. :-)

  • JJ
    jürgen julius irmer

    ...dem wangerooger bürgermeister kohl ist unbedingt recht zu geben."horizontverschmutzung" ist das passende wort für die unsinnige verspargelung der schifffahrtslinie.mir ist schleierhaft, wie eine derart offenkundig atavistische technologie wie "windkraft" so raumgreifen konnte.

    der schleier lüftet sich aber langsam, wenn man sieht wer da mittlerweile in das scheint`s lukrative geschäft gedrängt ist.

    fast alles was im energie-business rang und namen hat plant oder realisiert hochsee-monster-windparks vor den europäischen küsten.

    das der im günstigsten fall erzeugte strom noch landeinwärts transportiert und verteilt werden muß,läßt auch nicht hoffen...

     

    ich denke: es gibt milliarden dächer, die man lichtempfänglich machen kann und ganz nebenbei kann man auch unsummen sparen, wenn vernunft beim verbrauch einkehrt..

     

    daneben: mir ist schon vor etlichen jahren der blick deprimiert worden, wenn ich auf dem langeooger deich spazierte und an der festlands-

    horizontlinie diese dinger sehen mußte.

    in reihe.

    auf mich trifft die befürchtung von bürgermeister kohl klar zu:

    ich mache meine ferien vom großstadt-moloch nirgendwo, wo ich mit flächen- und perspektivenfressenden technischen einrichtungen behelligt werde.

     

    jjirmer

  • T
    thiotrix

    Trauriges Urteil –ich hoffe auf die Revision

    Nicht jeder findet erneuerbare Energien gut - ineffiziente Windrad-Monster im Urlaub gefallen erst recht nicht! Weite Landstriche im schönen Norddeutschland sind mit riesigen Windparks zugebaut und die Landschaftsverschandelung hat mittlerweile erschreckende Ausmaße angenommen. Der Beitrag zum Klimaschutz ist trotz der über 20.000 Windräder bescheiden (der Anteil der Windkraft an der Stromversorgung liegt trotz milliardenteurer Subventionen bei 6 %). Und selbst dieser bescheidene Anteil ist nur möglich, weil Kohlekraftwerke auf halber Kraft und damit ineffizient laufend in Bereitschaft gehalten werden müssen, um die stark schwankende Leistungsabgabe der vielen Windmühlen auszugleichen. Alle erneuerbaren Energien sparen 45 Millionen t CO2-Emissionen pro Jahr in Deutschland (das macht ca. 5 % bei einer Gesamtemission von 880 Millionen t CO2 pro Jahr), davon entfallen 20 Millionen t (= 2,3 %) auf die über 20.000 Windräder – die damit ungefähr so viel CO2-Emissionen einsparen wie zwei Kernkraftwerke! Bisher waren die wunderschönen Nordseeinseln fast windradfrei – und der Blick aufs Festland mit dem Windrad-verbauten Horizont wird zum Blick zurück im Zorn. Stoppt endlich diesen aberwitzigen sinnlosen Windmühlen-Wahn!

  • DK
    Dr K

    Jeder ist von ganzem Herzen daran interessiert, die Umwelt zu schützen.

     

    Aber bitte nicht bei uns!

  • E
    Eremit

    Ich bin hier geteilter meinung. Denn einerseits brauchen wir Energien die unsere Umwelt nicht belasten. Aber andererseits sie sind groß, häßlich und wenn man in ihrer nähe ist auch nicht gerade leise.