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Archiv-Artikel

Nobelpreis für die Heimatlose

LITERATUR In Rumänien aufgewachsen, von der Securitate-Geheimpolizei verfolgt, nach Deutschland emigriert: Herta Müller erhält den Nobelpreis für Literatur. Ihre großen Themen sind das Exil, die Verfolgung und der Kampf gegen staatliche Gewalt

Von KLH

„Ich glaube es noch immer nicht“ : So reagierte die in Berlin lebende Autorin auf die Nachricht, dass sie den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Routinierter gab sich die deutsche Politik: Von Kanzlerin Angela Merkel bis zum Bundespräsidenten Horst Köhler hagelte es Gratulationen. Doch dass der Nobelpreis nach zehn Jahren wieder nach Deutschland geht, ist nur die halbe Wahrheit. Herta Müller zählt zur deutschen Minderheit in Rumänien und kam erst als Dreißigjährige, verfolgt vom rumänischen Geheimdienst, in die Bundesrepublik. Ihr Debütroman „Niederungen“ durfte in Rumänien nur zensiert erscheinen. Müllers letztes Buch „Atemschaukel“ behandelt die Deportation Rumäniendeutscher in die Sowjetunion. Ihr Werk ist von beiden Kulturen geprägt. Müller zeichne „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, erklärte die Schwedische Akademie in Stockholm. KLH

„Tod oder Knast oder Kinder“. Herta Müller über die Unterdrückung der Frau in Ceaușescus Rumänien ➤ SEITE 4

Jörg Margenau würdigt die Nobelpreisträgerin ➤ SEITE 5

Berliner freuen sich über Herta Müllers Auszeichnung ➤ SEITE 21