: Nix wie weg — egal wohin
■ Last-Minute-Reisen: Sind sie Billigangebot oder nur Etikettenschwindel?
Mit einer Last-Minute-Reise in die Sonne zu fliegen, kann ein waghalsiges Unterfangen sein. Weder ist gesichert, wohin die Reise geht, noch ob sie wirklich billig ist. Die tatsächliche „Last- Minute“-Reise heißt „Stand-by“.
Wer in den nächsten ein oder zwei Wochen mal eben in die Sonne fliegen will, kennt auch nach der Buchung häufig nur das ungefähre Reiseziel. Da kann es heißen „Mallorca“ oder „Balearen“. Die Reiseleitung entscheidet erst nach Ankunft, in welchem Ort die schönsten Wochen des Jahres zu verbringen sind oder welches Hotel in Frage kommt. In diesen Fällen endet die Urlaubsfreude der mitteleuropäischen SpontantouristInnen manchmal am spanischen Strand in einer der Neckermann-Hotelburgen.
Wer die Namen der Reiseveranstalter hört (TUI, Tjaereborg, NUR etc.), kann sich schon vorstellen, wohin die Reise geht. Meist sind es die bekannten Teutonen-Grills: Spanien, Canaren, Balearen oder auch die Alternativ-Strände in der Türkei und Griechenland.
„Ab und zu ist was nach Mombasa dabei oder New York“, meint Alexander von Koslowski von „Travel Overland“. Oder auch San Francisco und die Dominikanische Republik in der Karibik.
Die maximale Ersparnis bei kurzfristiger Buchung beträgt 50 Prozent, die Mehrzahl der Angebote ist jedoch nur um zehn oder zwanzig Prozent billiger. Ein Flug nach New York hin und zurück kostet als Last-Minute statt der normalen 870 nur noch 599 Mark. Mallorca kann 100 Mark billiger werden: 300 bis 400 Mark. Neben den bloßen Flügen sind auch Pauschalangebote mit Unterkunft zu bekommen.
Mittlerweile ist bei den Spontantrips zu Niedrigpreisen Vorsicht angesagt. Peter Schaper von Swing-Reisen: „Manchmal heißt etwas Last-Minute, was schon vorher nach Katalog denselben Preis hatte“. Es kommt vor, daß die „Billigreisen“ ganze zehn Mark billiger sind. Etikettenschwindel also — die Reiseveranstalter stellen sich um. „Die Blütezeit der Billigtouren war vor etwa zwei Jahren“, so Angelika Pilnitz vom Paco-Reisebüro.
Ein typisches Überangebot war die Ursache, die Flüge wurden billig losgeschlagen. „Aber mittlerweile stellen sich die Unternehmen um“, meint sie, „sie kaufen weniger Plätze ein und machen von Anfang an Sonderangebote“.
Die beste Zeit, um einen Billigflug zu erhaschen, ist die Nebensaison: Mai/Juni oder auch November.
Ganz schlecht ist es im September und Oktober, besonders nach Griechenland. Alexander v. Koslowski: „Dort wollen dann alle hin, und hinterher fliegen sie nach Mallorca. Die Stupidität ist erstaunlich, Hauptsache ab in die Sonne“.
Um die tatsächlichen Last-Minute-Reisen, die Stand-By-Flüge nämlich, brauchen sich die Reisebüros nicht zu kümmern. Die sind an den Flughäfen zu bekommen, zum Beispiel in Amsterdam. Der Flug geht meist noch am selben Tag.
och
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen