Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack: Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne
Nicht nur der Erste Bürgermeister ist gegangen. Auch viele andere Dinge schienen in diesen Tagen zu verschwinden: die viel geschmähte SPD, der immer leicht über seine Verhältnisse lebende und denkende HSV, Hartmut Dudde.
Wie die Geschichte zeigt, ist es so einfach nicht und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne, wenngleich mitunter ein fauler. Und so wird aus dem Ersten Bürgermeister der Vizekanzler, steigen die Sympathiewerte der SPD, rettet sich der HSV auf den Relegationsplatz und wird Hartmut Dudde befördert. Besser oder schlechter wird die Welt dadurch natürlich nicht. Nur anders.
Ein Prinzip, das zur Genüge aus dem Musikbusiness bekannt ist, wo die Stars nur selten für immer bleiben – leider, wie im Fall der Rolling Stones, glücklicherweise, wie im Fall von Tocotronic (16., 17., 18. 3., Große Freiheit). Die anderen kommen, gehen und kehren dann in einer Art Neuausführung zurück. Man denke hier an Jacques Brel, den Chansonnier, der über seine belgische Heimat stets in dissonanten Tönen zu singen pflegte und kettenrauchend die Liebe beschwor.
Ihn ersetzt zum Beispiel Marcell Brell (18. 3., Nochtspeicher), der mehr ein hiesiger Chansonnier ist und vom Goethe-Institut auch schon als „Botschafter der deutschen Sprache“ um die Welt geschickt wurde. Dissonant geht es da nicht unbedingt zu und einen spezifischen „Stil“ wird man wohl auch vergeblich suchen. Aber wenn schon Schlagerpop, dann doch wohl so.
Der nächste „Mann, der die Kippen liebte“ (n-tv) ist Serge Gainsbourg. Der „französische Jacques Brel“ starb 1991, wird aber seither gut vertreten durch seine Tochter Charlotte Gainsbourg (21. 3. Mojo Club). Wobei: „vertreten“ ist angesichts ihres doch sehr jetztzeitigen Elektro-Pops möglicherweise nicht ganz das richtige Wort.
Ebenfalls Raucher war Falco, und dies seiner Biografie zufolge bereits seit dem elften Lebensjahr. Der Tod des Super-Dandys hat Österreich im großen Ganzen als kulturell entlaubtes Land zurückgelassen. Die Gruppe Wanda (24. 3., Alsterdorfer Sporthalle) kann zumindest behaupten, dass Falco noch mit ihnen „schläft“ – das wäre ja schon mal ein Anfang, von was auch immer.
Und um an genau diesen Anfang zurückzukehren: Der König ist tot, Ja König Ja leben und machen weiter ihren kleinen Nischenpop. Und zwar in der Elbphilharmonie (22. 3.). So viel dann jetzt aber wirklich zum Ersten Bürgermeister.
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