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Nicht von der CDU fertiggemacht -betr.: "Neue Lehrer müssen her...", taz vom 15.5.1996

Betr.: „Neue Lehrer müssen her...“, taz vom 15.5.

Auweia, bei aller Sympathie für die sonst so klugen Kommentare von Klaus Wolschner – diesmal lag er leider ziemlich daneben. Vielleicht wäre eine kleine Nachfrage vor der Berichterstattung besser gewesen. Nun ja, eingefangen im Tagesgeschäft rutscht auch mal was durch. In diesem Fall gestatte ich mir jedoch eine freundliche Erwiderung:

Bedauerliche Tatsache ist, daß für Einstellungen im Schulbereich im Haushalt keine müde Mark freizuschaufeln war. Wenn man weiß und bedenkt, daß eine Lehrkraft roundabout 100.000 Mark kostet, ist es mit Kleinbeträgen auch nicht getan – hier ist eine dauerhafte Finanzierung notwendig. Im letzten Jahr wurden 21 Lehrerinnen und Lehrer befristet für ein Jahr eingestellt. Diese KollegInnen tauchten dann auch in dem aktuellen Personalhaushalt nicht auf.

Für die CDU war bis vor kurzem klar, daß sie sich mit aller Vehemenz gegen eine Entfristung – sprich Einstellung – dieser LehrerInnen wehren würde. Die beharrliche Überzeugungsarbeit von Sozialdemokraten und der deutliche Protest von Betroffenen haben dazu geführt, daß diese CDU-Position revidiert werden konnte. Nun mag ja ein kluger Kommentator sagen, das ist nichts wert – die SchülerInnen und auch die nun eingestellten LehrerInnen sehen das mit Sicherheit anders.

Die weitere Einstellung von länger arbeitslosen Pädagogen ist eine Maßnahme, die sowohl die Finanzierungskosten für den Staat für eine Weile senken, als auch die gewünschten Effekte – nämlich Unterrichtsversorgung und Beschäftigung – verbinden. Auch dies kann ich weder als „dumm, hilf- oder gar kopflos“ betrachten. Und dann die Frage der Veränderung der Lehrerarbeitszeit. Auch dieses ein Punkt, bei dem bei der CDU noch Überzeugungsarbeit geleistet werden muß. Lieber Klaus Wolschner, wir sind da heftig am Ball, auch die zweifelnde Presse werde ich in nächster Zeit zu einem Hintergrundgespräch zu diesem von Vorurteilen und Ängsten besetzten Thema einladen. Und dann hoffe ich, daß zu überzeugen keiner Überzeugten schwerfällt.

Auch in Zeiten von dauerhafter Ebbe in der Kasse lohnt es sich allemal für seine Überzeugung zu streiten – dabei fühle ich mich übrigens nicht „nach allen Regeln der Kunst fertiggemacht“ und denke, daß ich mich über – wenn auch nicht gigantische – Erfolge freuen darf. Die Arbeit ist damit lange nicht getan. Ulrike Hövelmann, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

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