„The Unicorns“ in der Astra-Stube : Nicht-esoterische einhörner
Ihre masche sei nicht schwer zu durchschauen, ist den Unicorns nachgesagt worden: Sie seien erwachsene, die kinderlieder für erwachsene schreiben. Keine schlechte beschreibung für das, was die band aus Montreal, so treibt. Auf ihrem bisher einzigen album, who will cut our hair when we‘re gone?, dient mal quietschbunter, mal um eine gewisse sperrigkeit bemühter krachiger gitarrenpop zur vertonung eines merkwürdigen liederzyklus, der den eigentlich ja etwas albernen bandnamen wieder aufgreift. Ja, es geht um die von unschuld und reinheit kündenden fabelwesen, und es geht um den tod.
Aber The Unicorns sind weder esoteriker, noch interessieren sie sich so für märchengedöns, wie es etwa, sagen wir: in den 70er jahren die art- und progrocker taten. Ihre teils reichlich alberne orgelspielereien könnten geradezu eine persiflage auf die Jon Lords und Rick Wakemans und ihre verstaubte gesamtkunstwerkhaftigkeit sein. Überhaupt scheint der schlüssel zu den kleinen, immer wieder tollen songs der Unicorns nicht zuletzt ihr verständnis von der entbehrlichkeit übermäßigen ernstes zu sein. Eben klingt es nach Pavement zu deren besten zeiten, dann versucht sich einer der beiden sänger plötzlich an, nun ja, funky sprechgesang – und scheitert. Derweil piepsen und dröhnen die für flohmärkte längst zu teuer gewordenen analogsynthesizer, rattern die effektgeräte, und plötzlich steht man bis über die knie im new yorker edelpunk-revival – aber nur ganz kurz.
Zuhause in Kanada, so ist zu lesen, hat sie ihr ritt durch den indie-gemüsegarten sogar in die höhen einer „richtigen“ charts-platzierung geführt – hier wird das mit dem sound doch nie mehr als ein geheimtipp. Das allerdings durchaus berechtigt.
Alexander Diehl
So, 21.30 uhr, Astra-Stube