: Nicht das Verbot macht interessant
betr.: „Was verboten ist, macht heiß“, taz vom 15. 9. 00
Es mutet schon ziemlich fragwürdig an. Da wird der Neonazi Carsten S. aus Königs Wusterhausen vom Brandenburger Verfassungsschutz als V-Mann (oder soll man sagen IM im operativen Einsatz?) geführt. Ebendieser Neonazi baut, für einen beträchtlichen monatlichen Sold, zusammen mit anderen Neonazis eines der effektivsten Neonazinetzwerke seit langem auf. Nebenbei macht dieses Netzwerk mehrere Millionen Mark Umsatz, zieht den Anhängern der Nazimusik mit unglaublichen CD- und Konzertpreisen die Kohle aus den Taschen.
Nun wird ebendiese Organisation, aufgebaut von einem V-Mann, verboten. Was für ein Erfolg staatlicher Verfolgung!
Die Blood & Honour-Konzerte waren schon immer für die Teilnehmer ein exklusives, subversiv-verbotenes Erlebnis, für das man gerne hunderte von Kilometern durch die Republik und auch ins Ausland fuhr. Nicht dieses Verbot wird diese Veranstaltungen, die mit zum Teil mit knapp tausend Teilnehmern stattfinden, jetzt erst interessant machen. Allerdings werden rechtsextrem anpolitisierte Kids es sich nun schon ein wenig genauer überlegen, ob sie „nur“ wegen einem untersagten Konzert oder wegen einer verbotenen Organisation festgenommen werden.
ANDREAS FRANKENBERG, Berlin
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