DER RECHTE RAND
: Nicht bloß Pfadfinder

Vor vermeintlich falscher Erziehung warnt die „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) immer wieder. „Eltern aufgepasst!“, erklärt der Verein: Eine „Schar von multikulturell gesinnten ‚LehrerInnen‘“ erziehe die Kinder zu „multikulturellen Weltbürgern“. Auf ihren Fahrten und Lagerfreizeiten will die HDJ Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 25 Jahren stattdessen im rechten Geiste schulen. Nun ist die Staatsanwaltschaft Berlin gegen den in Plön eingetragenen Verein eingeschritten – wegen „Rassenschulungen“. Einer der Hauptverdächtigen: Ragnar Dam, selbst erklärter „Führer der Leitstelle Nord“ der HDJ und als solcher der Kopf der „Einheiten“ Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Am Dienstag durchsuchten Polizisten Wohnungen in Vechta, Greifswald und Berlin und stellten Material sicher. Die Staatsanwaltschaft wirft Dam vor, verfassungsfeindliche und volksverhetzende Schulungen ausgerichtet zu haben. Im Januar soll die HDJ nahe Osnabrück „Der ewige Jude“ aufgeführt zu haben. Dieser vom NS-Propagandaministerium in Auftrag gegebene, 1940 erstmals gezeigte Film diente laut Bundesfilmarchiv, der „ideologischen Vorbereitung“ auf die Vernichtung der europäischen Juden.

Geplant haben soll diese Schulung aber nicht alleine Dam, Besuch bekam auch Christian Fischer, HDJ-Kader und Landtagskandidat der NPD. Den machten die Behörden im vergangenen Jahr bereits für ein „paramilitärisches Lager“ in Wilsum mitverantwortlich. Dort sollen im Jahr 2006 Scheinhinrichtungen mit Machete und Pistolen inszeniert worden sein. Dort entstandene Fotos hätten laut Staatsanwaltschaft gezeigt, „dass es sich nicht um ein harmloses Pfandfinderlager handelte“.

In den vergangenen Monaten haben Politiker von SPD und Grünen dringend ein HDJ-Verbot gefordert – aus Sorge um die Kinder.