Neukölln: Schnelle Eingreiftruppe für den "Problemkiez"

Braucht der Schillerkiez eine "Task-Force Okerstraße"? Anwohner und Politiker diskutieren.

Die Genezarethkirche in Neukölln war am Dienstagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Polizeiwagen vor dem Eingang und zahlreiche Kamerateams machten deutlich, dass es nicht um einen Gottesdienst ging. Das Quartiersmanagement Schillerpromenade hatte zur Debatte über die Task-Force Okerstraße eingeladen. Dieses nach seinem Büro in der Okerstraße benannte Team von Streetworkerinnen und SozialarbeiterInnen hat in den vergangenen Monaten in Neukölln für Aufregung gesorgt.

Davon war auch die Veranstaltung geprägt. Schon das Eingangsstatement des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky (SPD) wurde mit Applaus, aber auch mit Pfiffen und Buhrufen beantwortet. Er verglich den Schillerkiez mit einem großen Wohnzimmer, in dem Störfaktoren dafür verantwortlich seien, dass sich nicht alle darin wohlfühlen. Die Task-Force müsse dann für Abhilfe sorgen.

Doch die AnwohnerInnen nehmen sehr unterschiedliche Dinge als Störfaktoren wahr. Eine Frau stört sich am Anblick von Kindern, die auch im Winter ohne Schuhe auf der Straße herumlaufen. Gruppen von Jugendlichen an Straßenecken sind für eine andere Anwohnerin Grund zur Beunruhigung. Und: Viele BewohnerInnen sehen in der Task-Force Okerstraße selber einen Störfaktor. "Schon der militaristische Name macht mir Angst", sagte eine ältere Frau. Mit einer schnellen Eingreiftruppe assoziiere sie Soldaten, die notfalls Häuser stürmen und Zwangsmittel anwenden. Ein Student stellte die Tätigkeit der Eingreiftruppe in den Zusammenhang mit der Planung, den als Sanierungsgebiet ausgewiesenen Stadtteil aufzuwerten. Er stellte mit Verweis auf die Entwicklung in Prenzlauer Berg die Frage, ob sich in zehn Jahren Menschen mit wenig Geld überhaupt noch die Mieten in Neukölln leisten können. Der große Applaus zeigte, dass viele Anwesenden diese Befürchtungen teilten.

Die Leiterin des Quartiersmanagements Schillerpromenade, Kerstin Schmiedeknecht, ging nur auf wenige Kritikpunkte ein. Der militärisch klingende Name sei als Provokation bewusst gewählt worden, um den Ernst der Lage deutlich zu machen. Die Erstürmung von Wohnungen gehöre aber trotzdem nicht zum Aufgabenbereich der Neuköllner Task-Force. Wohl aber der intensive Kontakt mit allen Institutionen und Ämtern im Bezirk, wozu Schmiedeknecht auch Polizei, Jobcenter und Wohnungsamt zählte.

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