■ Neues vom „Knochen“: Dezentralbank flucht
Als Faustregel jedweglichen Sinnstrebens in dieser Stadt gilt: Ein Gedanke muß bis zur Bild-Händlerschürze getrieben werden, erst dann ist er rückstandslos verpufft! Im Ereignisfalle „Künstler machen Geld“ ist dies der taz überraschend schnell gelungen: Schon gestern titelten die Dichter des Springer-Verlags über die Parallelwährungs-Aktion der Alk-Dichter aus Ostberlin „Verrückt: Prenzlberg druckt eigenes Geld.“ Damit könnte man die Angelegenheit zu den Akten legen, aber der einzige Berlin-Lokalchef mit Hauptstadterfahrung (er war vormals Bonn-Korrespondent) ist ja nun auch nicht auf den Kopf gefallen. Außerdem rannten am Wochenende bereits Dutzende von Neugierigen – mit der Samstags-taz unterm Arm – den „Herren der Dezentralbank“ in der Galerie Oderberger Straße 2 die Bude ein: „Ich wußte gar nicht, daß es so viele taz-Leser und so viele Verrückte in der Stadt gibt“, meinte Poet Bert Papenfuß ehrlich beeindruckt. Von der Landeszentralbank droht dem auf zwei Monate angelegten Projekt offenber keine (juristische) Gefahr mehr, wohl aber anscheinend von den potentiellen Geldbenutzern, die die Geldscheine horten und damit dem Kreislauf entziehen könnten. In der O2 verteilte man deswegen – prophylaktisch – schon mal den (indianischen) Potlatsch-Fluch „gegen die kleinen Häuptlinge“: „Die Kleinen, die beratschlagen/ Die Kleinen, die hart arbeiten/ Die besiegt sind/ Die versprechen, Boote zu geben/ Die das geschenkte Eigentum annehmen/ Die nach Eigentum streben/ Die heimlich für Eigentum arbeiten/ Die kleinen Verräter ...“ Dieser Fluch muß mehrmals wiederholt und mit Abscheu betont werden, wenn er wirklich wirken soll. Die taz wird ihren LeserInnen laufend Geldumlauf-Bericht erstatten. Helmut Höge
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