Neues Mediengesetz : Hamburg sucht den Superstar
Verwackelte Bilder, unklarer Ton, keine Schnittfolgen – na, und? Der Offene Kanal mag in seiner Qualität nicht immer den Anforderungen genügen, die an professionelles Fernsehen zu stellen sind. Doch wenn der Senat die Abwicklung des OK damit begründet, schiebt er nur ein Argument vor. Es geht der Regierung überhaupt nicht zuvörderst um Qualität, sondern um etwas ganz anderes: Das Abwürgen unbotmäßiger Berichterstattung.
Kommentarvon PETER AHRENS
Die Qualität, die der Senat beim Offenen Kanal so vehement einfordert, ist ihm nämlich bei den privaten Rundfunksendern plötzlich ganz egal.
Schwarz-Schill nennt es Liberalität, Deregulierung und Eigenverantwortung. Gemeint ist jedoch der völlige Verzicht auf Information, auf Wort, auf Nachrichtenvermittlung, auf Auseinandersetzung. Stattdessen dräut das totale „Das Beste der 80er und 90er und das Beste von heute“-Prinzip. Also all das, was einem jetzt schon den lieben, langen Tag über den allerletzten Nerv raubt.
Kritische Berichterstattung, politische Aufklärung, all das wird bestenfalls und zähneknirschend noch dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zugestanden. Die Privaten dagegen können jetzt mit dem Senatssegen gnadenlos fröhlich sein bis zum Abwinken.
Unliebsames wie der Offene Kanal wird weggedrängt und abgewickelt, Beliebiges nach Kräften gefördert. Das ist die Kapitulation vor dem Informationsauftrag der Medien, gefördert durch eine genau daran interessierte Politik. Hamburg sucht den Superstar.