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Neuer Unicef-Chef HeraeusDer ehrbare Kaufmann

Der hessische Unternehmer Jürgen Heraeus ist am Freitag in Berlin zum neuen Vorsitzenden des deutschen UNICEF-Komitees gewählt worden - einigermaßen überraschend.

Muss verlorenes Vertrauen zurückgewinnen: Jürgen Heraeus : dpa

Jürgen Heraeus hat sich viel vorgenommen. "Gemeinsam wollen wir die begonnenen Reformen bei Unicef Deutschland voranbringen und für die Rechte der Kinder eintreten", sagte er gestern in Berlin. Kurz zuvor hatte ihn der neue Unicef-Vorstand einigermaßen überraschend zu seinem Vorsitzenden gewählt. Und einiges spricht dafür, dass Heraeus genau der Richtige ist, um verlorenes Vertrauen und Geld für das Kinderhilfswerk zurückzugewinnen. Denn der 71-jährige Hanauer ist ein überaus erfolgreicher Familienunternehmer. Und er macht seit Jahren schon durch Kritik an angeblicher Managergier und seinem Plädoyer für die Rückkehr zu den "moralischen Werten des ehrbaren Kaufmanns" auf sich aufmerksam.

Heraeus hat in Freiburg und München Betriebswirtschaft studiert und eine Doktorarbeit geschrieben, die er als Unicef-Vorsitzender vielleicht noch einmal aufschlagen wird: es geht darin um Kostenrechnung als Entscheidungshilfe. Ins Hanauer Familienunternehmen, das seinen Namen trägt und seit 1851 von seinen Vorfahren aus einer Apotheke aufgebaut wurde, trat er 1964 als Trainee ein und übernahm 1983 vom Vater den Vorstandsvorsitz.

Bis er 17 Jahre später in den Aufsichtsrat wechselt, treibt er die Internationalisierung der Firma, die einst mit der Herstellung und dem Handel von Platin startete und heute Material und Technik unter anderem für die Zahnmedizin, den Halbleiterbau, die Auto- und Luftsfahrtindustrie anbietet, entschieden insbesondere in Richtung China und Japan voran. Als Heraeus 2000 in den Aufsichtsrat wechselt, hatte er den Umsatz von 3 auf 8 Milliarden Euro gesteigert. Der Konzern beschäftigt heute 11.000 MitarbeiterInnen weltweit.

Jürgen Heraeus führte straff und äußerte sich regelmäßig kritisch über Gewerkschaften und Mitbestimmung. Zugleich hat er immer wieder die angebliche Selbstbedienungsmentalität von Managern gegeißelt und die große Bedeutung von Vertrauen im Wirtschaftsleben betont. In einem Interview illustrierte er das einmal damit, dass zu Beginn seiner Berufslaufbahn bei Heraeus der gesamte Edelmetallhandel telefonisch und ohne schriftliche Bestätigung abgewickelt worden sei "und wenn dann einer am nächsten Tag sagte, er habe sich geirrt und wolle den Kauf gar nicht, dann wurde er aus der Community ausgeschlossen."

Privates gibt der Vater von fünf Töchtern, der sich in einer Stiftung für Bildung engagiert und 2000 das Bundesverdienstkreuz bekam, ungern preis. Erzählt hat er aber, dass er als Kind noch selbst Not erfahren hat: "Wir haben sogar Maikäfer gesammelt und die beim Bäcker gegen Brot getauscht."

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