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Neuer Skandal um FukushimaArbeiter manipulierten Messgeräte

Japan ermittelt wegen mutmaßlichen Vertuschungen in Fukushima. Arbeiter sollen auf Anweisung ihres Vorgesetzten Strahlenmessgeräte manipuliert haben.

Gehorsam bis zur Selbstgefährdung: Der Job schien diesen Herren wichtiger als die eigene Strahlenbelastung. Bild: ap

TOKIO dapd | Japanische Behörden haben Ermittlungen wegen des Verdachts auf Vertuschung über die Höhe der Strahlenwerte bei den Aufräumarbeiten in Fukushima Daiichi eingeleitet. Medien hatten berichtet, dass Arbeiter angehalten worden seien, ihre Strahlenmessgeräte zu manipulieren, damit sie länger in dem havarierten Atomkraftwerk bleiben konnten.

Der Präsident eines Subunternehmers der Betreibergesellschaft Tepco, Build-Up, der mit den Aufbauarbeiten beauftragt wurde, räumte am Wochenende ein, dass ein Vorgesetzter Ende vergangenen Jahres seine neun Arbeiter angewiesen habe, die Geräte mit Bleiplatten abzudecken, damit eine geringere Strahlung angezeigt werde.

„Wir hätten das niemals tun sollen“, sagte Takashi Wada dem Sender TBS am Samstag. Das Täuschungsmanöver soll nur eines von vielen sein, mit denen die Öffentlichkeit seit dem Erdbeben und anschließenden Tsunami im März vergangenen Jahres über den Reaktorunfall getäuscht wurde. Dennoch sind die am Wochenende eingeleiteten Ermittlungen die ersten der Regierung in diesem Fall.

Dosimeter zur Messung der Strahlenexposition

Das Ablesen von Dosimetern ist unerlässlich für Arbeiter in Kernkraftwerken, um deren Strahlenexposition festzustellen. Ein Behördenvertreter erklärte, Mitarbeiter des Arbeitsministeriums hätten die Strahlenmessgeräte und andere Aufzeichnungen vor Ort überprüft.

Die japanische Regierung hatte die Obergrenze für eine Strahlenexposition bei Notfällen nach dem Unfall vorübergehend mehr als verdoppelt, im Dezember aber wieder auf das ursprüngliche Niveau gesenkt. In den japanischen Strahlenschutzregelungen ist nunmehr ein oberer Grenzwert von 50 Millisievert pro Jahr oder 100 Millisievert über einen Zeitraum von fünf Jahren festgelegt.

Das Gesundheits- und Arbeitsministerium hatte Tepco während der ersten Monate nach der Reaktorkatastrophe wiederholt wegen der laschen Kontrolle der zulässigen Strahlenexposition für Arbeiter in Kernkraftwerken verwarnt. Demzufolge mussten Arbeiter sich teilweise ein Dosimeter auch lange nach dem Unfall, als der Engpass bei Strahlenmessgeräten längst behoben war, noch teilen.

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4 Kommentare

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  • L
    lukas

    @Einen Grund mehr die EU endlich abzuschaffen.

    Schließlich hat sie solche Gesetze

    zur Heraufsetzung von Grenzwerten im

    Katastrophenfall ins Leben gerufen,

    die Deutschland in nationales Recht umwandeln

    muss.

    Was weltweit in Europa, Japan, USA, Türkei

    und Russland,Weissrussland,

    Ukraine an Nuklearschlamperei

    an fahrlässigen Massenmord provoziert wird, gehört

    vor Den Haager Tribunal als Verbrechen gegen

    die Menschlichkeit geahndet!

    Die dortigen Regierungen legen es direkt auf

    einen Supergau

    an! Es wird endlich Zeit alle Mitgliedsstaaten

    der EU zum Verzicht des Baus von Atomkraftwerken

    mit Katastrophenrisiko und Atommüllproduktion zu zwingen oder aus dem Verein sich zu verabschieden

    und weltweit anerkannte Gerichte zum Verklagen

    der Nuklearkatastrophenländer auf vorher zu hinterlegende

    Sicherheiten zu veranlassen.

    Die Mayas haben Recht, die Welt steuert wirklich

    auf Katastophen zu, weil wenige Psychopathen

    das Wohl der Menschheit in verantortungslosen

    Händen halten.

    Auch alle Staaten Afrikas und der Nahe Osten

    sollen der Nukleartechnik abschwören.

    Eine Massenverseuchung der wenigen Trinkwasserreservoirs in den Wüstengegenden

    kann man sich nicht leisten und das kostbare

    Wasser wird für das Leben zwingend gebraucht.

    Die wahnhaften Fanatiker müssen über die

    Gefahren der Kernenergie aufgeklärt werden

    und die Strahlenopfer der Welt besuchen, um

    zu begreifen, wie dumm ihr Ansinnen ist!

    Jeder dieser Staatsbürger muß die Bilder von

    Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl und

    die Strahlenopfer aller Havarien von Atomkraftwerken

    in der Welt und deren mißgebildete Kinder sehen,

    um endlich wieder normal zu werden.

    Sonne gibt es dort genug!! Gerade die haben dort

    gute Alternativen. Nur kann man damit

    nicht ausländisches Militär auf Abstand halten

    und das eigene Volk als Geisel nehmen.

    Die sollen mit ihrer einfältigen Protzerei

    aufhören und sich nach vernünftigen

    Alternativen erkundigen.

    Wer kann hundertausende Jahre an Kontamination

    von fruchtbaren Land verkraften?

    Wer kann mißgebildete Generationen von Völkern

    verkraften und unendliches seelisches und

    physisches Leid?

    Wenn so etwas passiert hat die betreffende

    Staatsform auf lange Sicht ausgedient und

    gerade der Islam.

    Wasser, fruchtbare Oasen, fruchtbares Land,

    der Garten als Paradies, wenn das zerstört ist,

    werden endlich die Moslems ihren Satan erkannt haben,

    aber dann ist es zu spät.

  • J
    jupp

    Es kotzt mich an:

    "Arbeiter manipulierten Messgeräte"

    lautet Eure Überschrift.

    Diese Schweine wollten uns also zeigen, wie harmlos ein AKW-Gau ist.

    Erst später im Text berichtet Ihr, dass sie es tun MUSSTEN!

    Prekäre Arbeitsverhältnisse machen das möglich.

     

    Und derartig "irreführende" Überschriften sind hoffentlich nur der gedankenlosen Dummheit der Redaktion geschuldet.

    Hoffentlich nicht prekären Arbeitsverhältnissen!

  • B
    Branko

    Salamitaktik unserer kernenergiefreundlichen Medienpolitik.

     

    Diese Erkenntnisse waren schon vor Monaten von japanischen Journalisten veröffentlicht.

     

    Aber schön, dass es auch hier rauskommt.

    Unseren leichtgläubigen Mitläufern kann man es nicht oft und dick genug unter die Nase reiben, wie da gelogen, betrogen, manipuliert, verschwiegen und beschissen wird.

  • B
    Bachsau

    Höchstwerte für Importe werden ja auch in Deutschland im Katastrophenfall erhöht. Wie absurd ist das eigentlich? Wofür haben wir Grenzwerte, wenn sie im Notfall eh nicht eingehalten werden müssen? Gerade dann müssten sie uns schützen. Aber das tun die Politiker, weil Profit über alles geht!