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Neue Regeln für Norwegens ÖlfondsGemäß den Pariser Klimazielen

Billionenschwer und der weltweit größte Staatsfonds: Jetzt soll er nur noch in Firmen mit Nullemissionsstrategie investieren dürfen.

Hier kommt das Geld für den Fonds her: Ölplattform vor Norwegens Küste Foto: imago

Stockholm taz | Als „nichts anderes als einen enormen Durchbruch“ bewertet Embla Husby Jørgensen von der norwegischen Umweltorganisation „Framtiden i vara händer“ den Bericht des von der Regierung in Oslo eingesetzten Expertenausschusses. „Klimarisiko und Ölfonds“ heißt das am Freitag vorgelegte Papier.

Die Antworten, die die ExpertInnen auf die Frage geben, wie „Klimaveränderungen, Klimapolitik und die grüne Wende Rendite und Risiko des Ölfonds beeinflussen“ können, verspricht neue Weichenstellungen für die künftige Investitionsstrategie des weltweit größten staatlichen Fonds mit einem Gesamtwert von derzeit umgerechnet 1,16 Billionen Euro.

Der Fonds, der sein Vermögen aus den Gewinnen des staatlichen norwegischen Erdölkonzerns speist, fährt nicht nur gute Renditen ein. Seine Anlagestrategie gilt wegen ihrer nachhaltigen und ethischen Ausrichtung weltweit für Anleger als Vorbild. Von Aktien von Unternehmen, die Tabak oder Massenvernichtungswaffen herstellen und Kinderarbeit oder umweltschädliches Verhalten zulassen, hat sich der Fonds längst getrennt.

Nun rückt der Klimawandel noch stärker in den Fokus. Der „Auslandspensionsfonds“, wie er offiziell heißt, müsse sich bei seinen künftigen Investitionsentscheidungen grundsätzlich davon leiten lassen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und den Übergang zu einer emissionsfreien Gesellschaft zu ermöglichen, fordert der Bericht.

Ziel für den Fonds: ein „klimaneutrales Portfolio“

Konkret müssten die Unternehmen, in die der Fonds investiert, künftig einen „überzeugenden Umstellungsplan“ hin zum „übergeordnetem Ziel einer Nullemissionsstrategie“ präsentieren können. Langfristig müsse das Ziel sein, dass der Fonds ein „klimaneutrales Portfolio“ habe.

Dabei wird dem Fonds als Anteilseigner aufgegeben, durch „aktive Eigentümerschaft“ auf eine „zielgerichtete und aktive Arbeit zur Dekarbonisierung des Unternehmens“ hinzuwirken.

Führe dieses Bemühen nicht zum gewünschten Erfolg „und besteht ein unannehmbares Risiko, dass die Aktivitäten des Unternehmens mit schweren Umweltschäden verbunden sein können oder in unannehmbarem Maße zum Ausstoß von Treibhausgasen führen“, müssten die Anteile verkauft werden, erklärte Ausschusschef Martin Skancke bei der Vorstellung des Berichts.

Der Umgang des Fonds mit klimaschädlichen Investitionen ist in Norwegen schon seit Jahren ein Dauerthema. Grundsätzlich besteht für ihn ein Verbot „unethischer Investitionen“. 2015 hatte das norwegische Parlament dieses Verbot auch auf besonders klimaschädliche Investitionen ausgeweitet, allerdings nur wenn diese mit einem „unakzeptablen Klimagasausstoß“ verbunden sind.

Strategie für NGOs zu langsam

In den Folgejahren trennte sich der Fonds bereits von Teilen seines fossilen Anlagevermögens. Man habe allerdings in erster Linie die Aufgabe, das Staatsvermögen renditebringend anzulegen, begründete die Fondsverwaltung der norwegischen Nationalbank das Tempo, das Umwelt- und Klimaschutzorganisationen viel zu langsam erschien.

Die neuen Richtlinien zielen vor allem auf die ökonomischen Folgen ab, die mit dem Klimarisiko verbunden sind. Die Fondsverwaltung soll in Zukunft mehr Augenmerk auf die Robustheit der Geschäftsmodelle der Konzerne legen und sicherstellen, dass „Kapital in profitable Projekte für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft fließt und die Fähigkeit des Finanzmarktes gestärkt wird, Klimarisiken durch bessere Berichterstattung zu bepreisen“.

Norwegens Ziel sei, dass der Ölfonds bei Klimarisiken weltweit führend wird, erklärte der Ausschussvorsitzende Martin Skancke. Der „präzise, seriöse und gut formulierte Bericht“ sei für jede Kapitalverwaltung relevant und könnte eine breite Wirkung auf dem Kapitalmarkt entfalten, lobte Espen Henriksen, Ökonom von der Handelshochschule Oslo.

„Framtiden i vara händer“ hofft, dass die Regierung nun endlich begreife, dass was gut für das Klima ist, „auch ökonomisch das einzig Vernünftige ist“.

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